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Corona-Geschichten

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Christoph Seelbach: Corona-Geschichten



Corona war und ist ein Einschnitt in unser aller Leben, den von uns so noch niemand erlebt hat. Masken tragen, Lockdown, Vorschriften, wie viele Menschen wir wo und wann treffen dürfen. Keine Konzerte mehr, keine Kneipenbesuche mit Freunden, leere Fußgängerzonen und leere Stadien. Die Veränderungen und Einschränkungen, die im Frühjahr 2020 auf uns zukamen, waren enorm. Wir mussten uns umstellen, gewöhnen, neu erfinden.

Für mich als selbstständiger Fotograf war dieser erste Lockdown eine ganz neue und existenzbedrohende Erfahrung. Drei Monate lang gab es keinen einzigen Fotoauftrag - also auch kein Einkommen - bei weiterlaufenden Kosten. Und das war besonders deshalb beunruhigend, weil niemand genau wusste, wie lange das anhalten würde. Aber die Hilfsbereitschaft und Unterstützung von Freunden und Familie war groß. Und nach drei Monaten war der Lockdown dann erstmal wieder vorbei und die Situation normalisierte sich ein wenig.

Dass wir Corona noch lange nicht überwunden haben, wissen wir jetzt,  im Dezember 2021. Die Inzidenzzahlen waren noch nie so hoch wie zur Zeit. Die Politik wirkt weiterhin hilflos und unentschlossen. Die Pandemie hat die Welt fester im Griff denn je.

Das Land Nordrhein-Westfalen hat als Corona-Hilfe ein Künstlerstipendium ausgeschrieben, für das ich mich beworben und das ich im Mai 2021 auch erhalten habe. Eine tolle Sache. Als Gegenleistung wurde eine Projektarbeit erwartet, deren Ergebnis Sie jetzt hier vor sich sehen.

Ich habe Menschen gebeten, dass ich sie in ihrem privaten oder beruflichen Umfeld fotografieren darf und dass sie mir von ihren ganz persönlichen Corona-Erfahrungen berichten. So war der Plan, und ich war wirklich überrascht, wie groß das Interesse und die spontane Bereitschaft waren, dabei zu sein und von sich zu erzählen.

Dafür danke ich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich allen Beteiligten für ihre Bereitschaft und auch ihren Mut, zu erzählen, wie sie Corona erlebt haben und was Corona mit ihnen gemacht hat.

Die Portraits und Texte sind größtenteils im Sommer und Herbst 2021 entstanden, zu einer Zeit also, als Corona gerade mal ein bisschen Pause gemacht hat und wir uns alle über ein wenig zurückgekehrte Normalität freuen konnten. Die ist nun im Winter 2021 schon wieder Geschichte und neue Einschränkungen stehen vor der Tür. Vielleicht würde der eine oder andere seinen Bericht heute ergänzen wollen oder anders schreiben. Aber wir könnten wohl ewig weiterschreiben. Denn Corona wird uns ziemlich sicher noch eine ganze Weile begleiten.

Und für den Fall, dass Sie mich für Lob oder Kritik erreichen möchten, können Sie das über nachstehende E-Mail und über meine Website:
info@seelbachfotografie.de
www.seelbachfotografie.de



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Rufus Barke

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Einerseits: Pandemie, Ausgangsbeschränkung, Kontaktverbot, Maskenpflicht, Inzidenzwert – Wörter, die ich bis zu Beginn der Coronazeit nur mit fernen Ländern verband, wurden in kürzester Zeit bestimmender Teil meines Alltags. Je mehr Menschen erkrankten und starben, desto bedrohlicher, beängstigender empfand ich die Zeit der ersten Corona-Welle und des ersten Lockdowns. Ich ging zu anderen Zeiten als sonst einkaufen, um möglichst wenig Menschen zu begegnen, war generell ängstlich, wenn mir Menschen zu nahekamen: Ich gehörte zur Risikogruppe, Mann über 60 Jahre. Mein regelmäßiges Training im Fitness-Studio, mein geliebtes Yoga – alles nicht mehr möglich. Home Office, virtuelle Arbeitskonferenzen, digitaler Unterricht, für den ich neue Konzepte entwickeln musste – alles neu, alles ungewohnt, herausfordernd. Das gemeinsame Projekt mit meiner Frau -  Klangmassagen / Coaching / Lebensbegleitung: nicht mehr möglich unter Corona-Bedingungen. Luft raus, auf Eis gelegt, Frust.

Andererseits: In dem Kölner Viertel, in dem wir leben, war es auf einmal unglaublich ruhig. Kein Fluglärm, kaum Autos, abends nur wenige Menschen auf den Straßen, und die eher still. Nach wenigen Wochen kreisten Mäusebussarde und Turmfalken über unserem grünen Hinterhof, Eichhörnchen tobten über die Dächer. Unsere Hausgemeinschaft rückte zusammen – auch um die Kinderbetreuung zum Wohle aller irgendwie zu wuppen. Ich erlebte die meisten Menschen zum Beispiel beim Einkaufen rücksichtsvoller als früher. Meine virtuellen Treffen mit KundInnen waren privater, meine Telefonate mit Bekannten und Freunden häufiger, intensiver und länger. Trotz oder wegen der Kurzarbeit vieler meiner KundInnen konnte ich viel arbeiten. Und dank Home Office hatte ich viel mehr Zeit, die ich mit meiner Frau verbringen konnte; 24 Stunden rund um die Uhr erst über Wochen, dann Monate – eine spannende, nicht immer konfliktfreie Zeit, die wir insgesamt unglaublich bereichernd erlebten und noch immer erleben. Wir haben definitiv viel über uns gelernt.

Und jetzt, eineinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie? An viele Einschränkungen habe ich mich gewöhnt, sie sind Teil des Alltags und stören mich nur selten (Maske, Abstand, Hygiene, usw.). Seit Juli bin ich vollständig geimpft – dadurch fühle ich mich entspannter, freier, geschützter. Es ist schön, dass ich FreundInnen wieder in den Arm nehmen kann – auch wenn ich damit immer noch ein wenig fremdele, weil es noch ungewohnt ist. Es kommen wieder die ersten Gäste zu uns zur Klangmassage: Unsere „Klangräume-Vertrauensräume“ bekommen neuen Schwung.

Ich wünsche mir, dass wir alle auch nach dem Ende der Pandemie weiterhin so wertschätzend und rücksichtsvoll wie möglich miteinander umgehen. Und dass wir uns bewusst sind, welch kostbares Gut gemeinsam verbrachte Zeit ist.
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Rüdiger Kurtz

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China ist weit weg.

Tierviren hatten wir schon: Sars, Vogelgrippe, Schweinegrippe …

Menschen sterben. Ein Toter in Frankreich.

Medizinische Fakten, Naturwissenschaft, Sachverstand.

Meinungen, Diskussionen.

Abstandsregeln.

Neues Wort: Aerosole.

Selbstverständliches wird unselbstverständlich.

Mutter schneidert Masken. AHA.

Aus Nationalstaaten werden Herden.

Handlungs- und Zeitdruck.

Eine Messe wird zum Desaster - persönliche Betroffenheit.

Homeoffice. Tagesschau.

Impfstoffe Ende 2020 – unrealistisch.

R-Wert, Sieben-Tage-Inzidenz.

RKI. FFP II.

Ein entspannter Umzug, Holzboden, Fußleisten, Fliesenspiegel – Coronaprofiteur.

Nudeln, Mehl, Klopapier.

Neues Wort: Letalität.

Ausgangsbeschränkungen.

Netflixzugang.

Urlaub gecancelt.

Wer ist systemrelevant?

Nähe, Abstand, Distanz – Zollstock und leere Hörsäle.

Krankheit unsichtbar. Eltern sterblich.

Was, wenn ich den Tod bringe?

Treffen im Garten - Distanzgespräche.

Spielplatz gesperrt.

„Sputnik V“ (nicht im Kino).

Nicht quantifizierbar = nicht relevant.

Erste wirksame Impfstoffe – schnell, erfreulich, verdächtig.

Amazon Prime.

Ich würde dich gerne umarmen.

Gütergewichtung: Leben, Geld, Rechte, …

Ein Cousin (Mehmet, 44 Jahre) in der Türkei stirbt an Covid.

Erstimpfung.

Regeln und Regelbrüche.

Der Report der Magd.

Hashtag #FlattenTheCurve.

Demonstrationen.

Masken in jeder Tasche.

„Superspreader“ (nicht im Kino).

Zweitimpfung.

Variantenbildung.

Hashtag #WirBleibenZuhause.

Die 100 besten Serien.

Fakten sind Fakten sind keine Fakten.

Testzentrum Schauspielhaus.

Mutti, wann sind wir endlich da?

mRNA verständlich - Seele missverständlich.

(M)eine Perspektive – (D)eine Perspektive. Emotionen.

Absprache, bestimmte Themen in Diskussionen auszuklammern.

Messen finden statt.

Kontakte, Hoffnung.

Werturteile.

Das bin doch nicht ich.

Ziel: Fraglichkeit offenhalten.

Leben als Überleben?

Infektionskurven, Emotionskurven.

Briefwahl.

„Herausforderungen“ – „Mit der Pandemie leben lernen“.

Restaurantbesuch - schön!

Abgeschlossene Meinungsbildung - unüberbrückbar.

Homeoffice aufgehoben.

Büroarbeit ungewohnt.

Müdigkeit.

James Bond (im Kino!)

Schluss jetzt!?
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Wolfram Grötzner

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Nachdem ich das Ausmaß der Pandemie so einigermaßen glaubte begriffen zu haben, dachte ich die Auswirkungen auf den Einzelnen müssten viel größer und einschneidender sein. Ich weiß auch nicht, was ich mir vorgestellt habe: Straßensperren, Stromausfall, Verdunklung oder ähnliches. Die Einschränkungen die im privaten Bereich tatsächlich für mich unmittelbar spürbar waren, sind mir glücklicherweise alle nicht schwer gefallen. Orchester und Sport konnten tatsächlich Online stattfinden. Freundeskreise telefonisch oder an der frischen Luft gepflegt werden. Es gab zwar Einschränkungen, aber für mich auch immer eine Möglichkeit damit umzugehen. Und dennoch ist das Virus auch ohne Infektion tief in meine Familie eingedrungen. Eine meiner Schwestern ist Sozialarbeiterin und Coronaleugnerin sowie Impfgegnerin. Meine andere Schwester ist Ärztin und Befürworterin der vom Robert Koch-Institut vorgeschlagenen Maßnahmen. Mein Vater ist 83 und wohnt im betreuten Wohnen: Er hat beide lieb und nicht mehr viel Zeit.

In meinem Arbeitsumfeld gab es immer wieder Arbeitsausfälle, die bei mir mit Glück durch andere Jobs oder Förderung ausgeglichen wurden. Dennoch bin ich als Selbständiger immer persönlich im Risiko eines Arbeitsausfalls. Gerade letzte Woche war ich bei einer Show für das private Fernsehen beschäftigt, bei der Promis ohne Maske vor meiner Kamera waren. Am nächsten Tag meldete die Bildzeitung, dass einer der Promis Corona positiv getestet wurde. Ein wirklich blödes Gefühl so ausgeliefert zu sein! Wer ist noch krank? Wie kann ich mich schützen? Bin ich auch angesteckt? Was passiert wenn ich krank werde? Die Produktion ging weiter und die täglichen Testungen ergaben zum Glück nichts. Sind die Masken wirklich ausreichend, was bringen die Schnelltests und reichen die Sicherheitsmaßnahmen gegenüber meinen Kollegen? Aber auch darüber hinaus: wie verhalte ich mich richtig zu meiner Familie? An meinem freien Tag war ich zum 50. Geburtstag meines Schwagers eingeladen. Ich bin nicht hingegangen.
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Angelika Röhrig

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Wie habe ich Corona erlebt? Am 14. März 2020 bin ich aus meinem Urlaub in Vietnam in ein völlig verändertes Deutschland zurückgekehrt. Ein Tag zuvor ist mein Vater aufgrund eines Zusammenbruches ins Krankenhaus eingewiesen worden, dies bedeutete zu diesem Zeitpunkt für ihn bereits 24 h Quarantäne in der Klinik und keine Möglichkeit zur Kontaktaufnahme von unserer Seite aus. Es ist dort auf der Isolierstation nicht aufgefallen, dass er noch voll im Leben stand, Auto fuhr, sein Leben und das meiner Mutter managte. Er ist als tattriger Greis abgestempelt worden, der scheinbar nicht reden konnte und gefüttert werden musste. Vor lauter Covid-Angst ist übersehen worden, dass er einen Schlaganfall erlitten hatte. Dieser wurde aufgrund der Isolierung zu spät diagnostiziert, daher war keine Behandlung mehr möglich. Vier Tage später ist mein Vater an den Folgen des Schlaganfalles verstorben.

Zehn Tage später die Beerdigung unter schärfsten Corona-Bedingungen: nur meine Mutter und wir vier Geschwister durften offiziell an der Beerdigung teilnehmen. (Mein Vater hat noch zwei lebende Geschwister, es gibt Enkelkinder, Patenkinder, Nichten und Neffen, Freunde aus der Jugendzeit; alles enge Kontakte, denen das Abschied nehmen nicht gestattet war.) Keine Trauerfeier, weder in der Kirche, noch auf dem Friedhof, lediglich ein paar Worte am offenen Grab. Danach war kein gegenseitiges Trösten möglich: wir durften aufgrund der offiziellen Vorgaben keinesfalls miteinander in Kontakt treten, jede/r ging allein wieder nach Hause.

Meine Mutter, die noch ganz unter Schock ob des plötzlichen Todes ihres Mannes (nach fast 60 Jahren Ehe) stand, musste allein mit ihrer Trauer zurechtkommen. Aufgrund Ihrer Angst eventuell aus der daraus resultierenden Instabilität an Covid zu erkranken, gab es über Wochen keinen direkten Kontakt zu ihr, lediglich „Balkongespräche“ waren möglich. Durch die gewünschte bzw. geforderte Isolation der einzelnen Haushalte konnte die gemeinsame Trauerarbeit erst Monate später langsam beginnen, eine schwere Zeit, sowohl vorher alleine, als auch nachher über gemeinsame nur verhalten formulierte Erinnerungen.

Unser familiärer Zusammenhalt, der vor allem durch gemeinsames Kochen und gemeinsame Mahlzeiten geprägt worden ist und der mich mein ganzes Leben begleitet hatte, durfte plötzlich nicht mehr gelebt werden.
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Eva-Marie Seib-Pfeiffer

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Corona war und ist besonders für Menschen in Gesundheitsberufen eine Herausforderung. Corona war und ist besonders für Menschen, die alleine leben, eine Herausforderung. Das trifft beides auf mich zu. Ich habe mein Pflegeexamen im August 2020 in Hamburg gemacht, über 400 km von meiner Familie, die im Rheinland lebt, entfernt. Davon könnte ich erzählen, von den an Corona erkrankten Kindern, die ich versorgt habe. Oder davon, dass Corona ein großer Faktor war, der mich dazu gebracht hat, Hamburg zu verlassen, um wieder näher bei meiner Familie sein zu können.

Aber es gibt ein Erlebnis in der Pandemiezeit, das mich noch mehr geprägt hat, das mich nachhaltig beeinflusst hat und mich vermutlich nie mehr loslassen wird. In den letzten Zügen meiner Ausbildung, im März 2020, als für die Pflege noch jeden Abend applaudiert wurde, hatte ich einen Einsatz auf der Kinderintensivstation. Nicht mein favorisierter Fachbereich, aber da musste ich durch.

Ich habe in dieser Zeit hauptsächlich eine Patientin betreut, ein kleines vier Monate altes Mädchen mit einer Vorerkrankung, welche es nötig machte, dass sie über eine Trachealkanüle dauerhaft beatmet wird. Ich habe zu ihr und zu ihren Eltern eine Beziehung aufgebaut, die Chemie hat einfach gestimmt.

Am 28. März 2020 kam ich zum Spätdienst, nach einigen Tagen frei, es war warm, ich habe mich auf meine Schicht gefreut. Hätte ich vorher gewusst, was auf mich zu rollt, wäre ich sicher nicht zur Arbeit gegangen, zum Selbstschutz. Die Eltern hatten aufgrund von massiven Komplikationen in den letzten Tagen entschieden, eine palliative Versorgung anzustreben, um das Leid der kleinen zu beenden.

Ich habe darum gebeten, mich verabschieden zu dürfen, die Mutter bat mich im Gegenzug darum, mit im Zimmer zu bleiben. Hätten Sie sich dieser Bitte widersetzt? Ich war dabei, als sedierende Medikamente gegeben wurden, ich war dabei, als die Beatmung beendet wurde, ich war dabei, als ein kleines, unschuldiges Kämpfermädchen ihren letzten Atemzug machte.

Den Rest des Dienstes habe ich irgendwie durchgestanden, war wie in Trance. Bis zu meinem Feierabend, als ich die Klinik um 21 Uhr verlassen habe. Um 21 Uhr, als die Menschen auf ihren Balkonen standen, um für die Pflege zu applaudieren, um für mich zu applaudieren.
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Daniela Graß

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Als ich kurz nach Weihnachten 2019 meinen neuen Arbeitsvertrag bei einer Berliner Firma unterschrieb, war Corona noch eine abstrakte Meldung aus der Tagesschau, irgendwas aus China, was uns nicht tangiert. Ich wusste, ich würde ab dem 01.03.2020 einen „Heimarbeitsplatz“ haben, also meinen Job von zu Hause ausüben. Ich renovierte mein Büro und machte mir Gedanken über mögliche, fehlende soziale Interaktionen. Den Plausch in der Kaffeeküche, das Mittagessen mit Kollegen – das würde alles bald der Vergangenheit angehören, da mein Arbeitgeber kein Büro in Köln hat.

Meine Einarbeitungswoche in Berlin konnte ich noch wahrnehmen, bevor wir dann in den Lockdown mussten. Die befürchtete Isolation in meinem Home Office wurde durch Corona natürlich noch verstärkt. Auch wenn ich mich in dieser Zeit verstärkt ehrenamtlich engagierte, war es für mich als Single allein im Home Office plus Lockdown oft hart.

Im August traf ich in einer Facebook-Gruppe virtuell auf einen Mann, mit dem ich mich einige Wochen über Gott und die Welt, vor allem aber über unser beider Single-Dasein austauschte. Anfang September trafen wir uns zum ersten Mal zum Wandern und wir wurden noch am selben Tag ein Paar.

Ein dreiviertel Jahr später musste ich in Kurzarbeit. Aus meiner Vollzeitstelle wurde eine 24-Stunden Woche. Ich geriet durch Zufall in ein paar Marketingprojekte hinein, an denen ich freiberuflich mitwirken durfte. Als sich hier eine Kontinuität abzeichnete, mietete ich mich kurzerhand in eine Bürogemeinschaft ein. Ich teile mir dieses Büro mit meinem neuen Lebenspartner, der als Freiberufler nun dort 1-2 Mal pro Woche mit mir arbeitet. Innerhalb der Bürogemeinschaft kann ich nun endlich wieder morgens beim Kaffee ein Schwätzchen halten und habe den ersten Schritt aus der „Büro-Isolation“ heraus getan.

Mittlerweile laufen meine selbstständigen Projekte so gut, dass ich auch nach dem Ende der Kurzarbeit nicht mehr in die Vollzeitstelle zurück gewechselt bin. Ich arbeite aktuell an meinem Businessplan und möchte meine Selbstständigkeit weiter ausbauen.

Was bleibt nach dieser nüchternen Schilderung als Fazit?
  • Vielleicht hätte ich meinen Partner nicht ohne Corona getroffen, denn Langeweile und einsame Abende führten mich öfter in die sozialen Medien, als es nötig gewesen wäre.
  • Durch die gefühlte Isolation am häuslichen Schreibtisch habe ich nun ein Büro in einer Bürogemeinschaft und fühle mich tagsüber weniger allein.
  • Durch Corona musste ich in Kurzarbeit – was mir einen Weg in die Teilselbstständigkeit eröffnete.

Ich kann nicht sagen, dass Corona nur schlecht war. Die Kontinuität in meinem Leben, die vorher allgegenwärtig war, wurde in den letzten anderthalb Jahren auf den Kopf gestellt. Ja, ich hatte einsame Tage, traurige Tage. Aber ich habe das Beste draus gemacht und heute fühle ich mich selbstbestimmt und bin zufrieden. Nicht dank Corona. Aber trotzdem!
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Angela von der Heiden

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Zwei Tage nach meiner kleinen Geburtstagsfeier im März 2020 wurde plötzlich Ernst, was wir am Abend noch belächelt hatten: Ausnahmezustand, Lockdown, später auch Maskenpflicht. Das bedeutete erstmal Stillstand, Absagen aller Veranstaltungen, Chorproben, Verabredungen. Das tägliche gemeinsame Anschauen der Tagesschau plus Corona-Sondersendung strukturierte den Tag.

Beruflich bedeutete der Lockdown Homeschooling, das ich damals vor allem mit Arbeitsmaterialien und Arbeitsplänen organisierte, die ich per Rad zu den Schülern brachte – von Weiden bis Bayenthal, von Lindenthal bis Meschenich…

Privat war meine Unsicherheit darüber groß, ob und wie ich den Kontakt zu meinen über 80jährigen Eltern und anderen älteren Verwandten aufrechterhalten könnte. Mit meiner Mutter spielte ich per Videokonferenz gemeinsam Klavier, was scheußlich anzuhören war und uns gerade deshalb zum Lachen brachte. Als ich meine Eltern dann besuchte, dann mit Maske und Abstand. Wir aßen an zwei Seiten einer langen Tafel, selbst bei Spaziergängen trug ich Maske.

Begegnungen mit anderen Menschen, seien es Freunde oder Bekannte, seien es fremde Menschen, denen man auf der Straße begegnet, haben sich verändert. Man hält Abstand, wechselt die Straßenseite, wenn es voller wird, Begrüßungen fallen reservierter aus. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt. Ob es uns bald wieder möglich sein wird, in engen Gaststätten zu feiern? Vielleicht bleibt uns ein umsichtigeres Verhalten beim Anstehen in Warteschlangen oder beim Einsteigen in Straßenbahnen erhalten? Ich hoffe auch, dass ich meine veränderten Shopping-Gewohnheiten, die durch Corona zu einer Reduzierung von „fast fashion“ geführt haben (Ich brauchte einfach kaum neue Kleidung.) weitgehend erhalten kann.

Während des zweiten Lockdowns wurde für mich deutlich, dass dieses veränderte Lebensgefühl uns in den kommenden Monaten und vermutlich Jahren erhalten bleiben wird. Wir alle haben uns mehr oder weniger an die Masken gewöhnt, auch wenn das Unterrichten mit Maske sowohl für uns Lehrerinnen als auch für die Kinder eine Tortur darstellt. Wir alle haben uns an Wechselunterricht, Notbetreuung, Coronatests gewöhnt und die unterschiedlichen Formen des homeschooling verfeinert. Ich fuhr weiterhin per Rad Unterrichtsmaterial aus und genoss die Möglichkeit, an der jeweiligen Haustür kurz in Kontakt mit dem Kind, der Mutter oder dem Opa treten zu können. Aber nun nutzten wir die digitalen Möglichkeiten, um das Miteinander der Schüler trotz Lockdown zu stärken. Wir feierten Karneval gemeinsam – online. Wir entwickelten alle möglichen Spiele, um Unterrichtsinhalte online zu vertiefen. Wir sangen und turnten gemeinsam vor dem Bildschirm. Und ich konnte mit einzelnen Schülern oder in Kleingruppen sehr individuell auf die Kinder eingehen – was an einem normalen Unterrichtsvormittag in der Schule nur selten möglich ist.

Nun starte ich in ein freies Jahr. Ich möchte endlich meine Schwester und meine drei Nichten im neuseeländischen Sommer besuchen und meinem bolivianischen Patenkind und ihrer Mutter meine Heimat zeigen. Diese Pandemie ist eine weltweite Herausforderung. Ich hoffe so sehr, dass auch in Bolivien bald genug Impfstoff zu Verfügung steht, so wir alle nach und nach zu einer „Corona-Alltäglichkeit“ zurückkehren können.
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Nadine Balbeisi

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LOCKDOWN. Wie lange? So viele schöne Konzerte und Projekte für dieses Jahr geplant! WEITERE KONZERTABSAGEN. Bleib ruhig, Nadine. Als Freiberuflicher weißt Du wie man über schlechte Zeiten... INZIDENZ STEIGT. Scheint gefährlich zu sein! Blos nicht krank... Immunsystem stärken! Vitamin D! Frische Luft! Laufen! SOFORT-HILFE FÜR FREISCHAFFENDE KÜNSTLER. Schnell ausfüllen- endlich Unterstützung! WEITERE ABSAGEN. MASKEN: Keine Panik. Ich kann noch singen und online Gesang unterrichten. Wir singen! Vitamin D... VIELE INFIZIERTE. Wundervolle Familie und Freunde um mich. Alle Gottseidank gesund – meine Schwester genesen! PROJEKTE VERSCHIEBEN. FORMULARE AUSFÜLLEN. LOCKERUNGEN. Wie kriege ich verschobene Termine von 6 Monaten in 3 Wochen gepackt? Tief atmen. Laufen! NEUER LOCKDOWN. PROJEKTE NOCHMAL VERSCHIEBEN. Akzeptieren: Absage - verschieben, Absagen - verschieben. Ich bin gesund. In diesem Augenblick ist alles gut. MASKEN. TESTS. MASSNAHMEN. Jetzt ist alles gut. (Panik!) Alles gut. HOCHRIESIKOGEBIET. TESTS. ABSAGEN. (Panik!) Jetzt ist alles gut. TRESTS. INZIDENZ. ABSAGEN. Jetzt ist alles gut. Jetzt ist alles gut. Jetzt ist alles gut... alles gut, alles Liebe, alles Liebe. Ja, alles Liebe.


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Marion Muthmann

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Die Bedeutung dessen, was da scheinbar so weit weg und irgendwo seinen Anfang nahm, drang eher etwas verlangsamt zu mir durch.

Es gab viele Ängste, zu erkranken oder Menschen sorgten sich sehr um die Gesundheit von Freunden, der Familie. Von diesen Ängsten blieb ich weitgehend verschont. Ich fokussiere mal auf die Ich-Geschichten:

Die zu beklagenden schmerzlichen Einschränkungen eröffneten auch neue Möglichkeiten: genug Muße, mich mit Intensität und Hingabe einigen selbst gewählten Themen zu widmen und erstaunliche Erfahrungen, was und wen ich denn vermisse, und was und wen nicht, anders als vielleicht erwartet. Wie entlastend es auch sein kann, wenn Entscheidungsspielräume und Optionen reduziert sind. Rührung und achtungsvolles Staunen, auf was für findige Ideen Menschen kommen, konstruktiv mit der Situation umzugehen. Wie gut es ist, einer als erfüllend erlebten Arbeit nachgehen zu können. Nachts durch den Park joggen, kilometerlange leere Straßen, verfremdete Welt. Und fast ein bisschen Sorge wie sich -neben der sehnlichen Erwartung- diese postpandemische Reizüberflutung denn überhaupt noch aushalten lassen soll.

Mein Gewahrsein ist gewachsen für das, was es braucht, mich zufrieden zu fühlen. Und was mir wichtig ist. Und für die Zeit, die vergeht und was ich damit anstelle.
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Barbara Maurer

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Ich lebe seit schon fast 25 Jahren mit meiner Familie in Australien, in einem kleinen Ort in den Bergen unweit von Melbourne. Ich liebe dieses Land, seine vielfältige Natur, den Geruch von Eucalyptuswäldern und den riesengroßen Himmel. Es ist meine Heimat geworden.

Ich bin in Deutschland aufgewachsen, habe in Köln studiert und promoviert und im Ausland in der pharmazeutischen, und später in der Lebensmittelindustrie gearbeitet. Meine Eltern haben uns früher oft in Australien besucht, aber das Reisen wurde mit zunehmendem Alter immer schwerer.   Als meine Mutter 2014 starb war ich auf der anderen Seite der Erde. Auch mein Vater wurde in den letzten Jahren immer gebrechlicher und hatte ein unheilbares Krebsleiden; ich wäre gerne oft nach Deutschland gekommen, aber die Australische Regierung hatte mit dem Beginn der Pandemie eine totale Ein- und Ausreisesperre verhängt.

Im April 2021 ging es meinem Vater zunehmend schlechter, und ich beantragte eine Ausnahme-genehmigung von den Reisebeschränkungen aufgrund einer Familiennotlage. Der Antrag wurde abgelehnt. Ich war empört und verzweifelt, und fand diese Entscheidung unmenschlich.

Im Juni erhielt ich von meiner Cousine die Nachricht, dass sich der Zustand meines Vaters weiter verschlechtert hat. Mein zweiter Antrag wurde bewilligt unter der Voraussetzung dass ich 3 Monate in Deutschland bleibe. Ich konnte am 5. Juli abreisen – mein Vater starb am 25. Juli zu Hause im Elternhaus, wie es sein Wunsch war. Wir hatten noch eine gute Zeit zusammen.

Die verbleibenden zwei Monate bis zu meinem geplanten Rückflug am 5. Oktober gingen schnell vorbei, weil die Regelung des Nachlasses und die Auflösung des elterlichen Hausstandes alle meine Energien verlangte. Ich freute mich nach so einer langen Zeit wieder nach Hause zu dürfen.

Während der Reisevorbereitungen stellte ich dann fest dass mein e-Ticket für den Rückflug von der Fluggesellschaft gestrichen worden war. Es gab keine Flüge mehr nach Australien! Weder die Fluggesellschaft noch die Reiseagentur hatten mich benachrichtigt.

Alle Einreisenden in Australien müssen sich einer 14-tägigen Hotelquarantäne unterziehen, die von den Reisenden mit ca 2000 Euro bezahlt werden muss – darauf war ich vorbreitet – aber es gibt nur eine geringe Anzahl von Quarantäneplätzen, und die waren schon im Juli noch weiter gekürzt worden. Für die Fluggesellschaften hat es sich nicht mehr gelohnt mit fast unbesetzten Flugzeugen diese lange Strecke zu fliegen. Zum jetzigen Zeitpunkt (13. Oktober) sind ungefähr 50.000 Australier im Ausland gestrandet ohne jegliche Möglichkeit einer Rückreise. Ich bin froh bei lieben Freunden in Köln beherbergt zu werden. Ich suche täglich nach Flügen nach Australien – bislang ohne Erfolg. Es gibt Anzeichen, dass das Land noch vor Weihnachten wieder für die Rückkehr seiner Staatsbürger (jedoch nicht für Touristen) geöffnet werden soll, aber bislang hat sich das nicht in kommerzielle Realitäten umgesetzt.

Ich frage mich ob man nicht als Staatsbürger eines Landes das Recht auf eine Einreise hat – und ob der Staat seinen Bürgern nicht Hilfestellung bei der Einreise leisten muss? Wir befinden uns doch in einer Pandemie, die uns immer als ein Notzustand erklärt wurde. Ich finde diese Behandlung von Staatsbürgern unmenschlich, wenn nicht sogar widerrechtlich.

(Barbara Meurer ist inzwischen wieder nach Australien zurückgekehrt)




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K. E.

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Corona hat mir anfangs sehr viel Angst gemacht. Die Situation war so ungewiss, man wusste nicht, was kommt jetzt wirklich, wie entwickelt sich das alles. Ich habe oft gedacht, so ähnlich müsse es am Beginn eines Krieges sein und so was steht man nur in Familie und gemeinsam durch. Ich lebe alleine, wie soll das gehen? Ich habe die Paare und Familien beneidet, die sich hatten und denen der Lockdown und die Kontaktbeschränkungen bestimmt nicht so viel ausmachten und die die Schwierigkeiten gemeinsam durchstehen konnten. Ich habe oft daran gedacht, was ist, wenn einer von den Eltern krank wird und wir nicht mehr zu ihm/ihr ins Krankenhaus können und er/sie alleine sterben muss.

Im Büro war zunächst alles im Krisenmodus, alles wurde auf digital umgestellt, man musste sich an vieles neu gewöhnen und in vieles neu einarbeiten. Wir waren unsicher, ob unsere Arbeitsgrundlage weiter bestehen würde, sogar Kurzarbeit stand anfangs im Raum. Das hat sich dann glücklicherweise alles etwas entspannt und irgendwie hat sich alles gefunden. Jetzt fühlt man sich in der rein virtuellen Arbeitswelt schon relativ normal, obwohl mir die wirklichen Begegnungen fehlen. Man erspürt und erlebt die nicht nur intellektuell, sondern mit allen Sinnen und es geht einiges verloren in der digitalen Kommunikation. Mich macht sie oft müde und ich habe den Eindruck alles geht viel schneller und wir planen enger und wir kommunizieren weniger. Jeder ist mehr auf sich selbst gestellt.

Privat sind wir im Haus erst mal enger zusammengerückt. Das hat sich zwar wieder ein bisschen auseinanderbewegt, aber etwas ist geblieben davon. Mit einigen Freund*innen habe ich mich regelmäßig getroffen, wir haben zusammen Zeit verbracht, sind z.B. gemeinsam Wandern gegangen. Das hat mir gutgetan und hat mich getragen. Ich habe in der Corona-Zeit auch mehr telefoniert, mit Freund*innen und auch Familie. Besonders die erste Corona-Phase erinnere ich geradezu als ganz kommunikationsintensive Zeit.

Ich habe viel Flöte gespielt und weil ja zusammen nichts mehr möglich war, habe ich mich auf Solo-Literatur konzentriert. Vor allem Bach, das hatte etwas sehr Tröstliches. Ich habe viel genäht, aber das mache ich sonst auch. Es hat mir gut getan zu spüren, dass ich kreativ sein kann.

Ich hatte sehr schöne Wanderurlaube mit einer Freundin in der Eifel, auf dem Rheinsteig und im Spessart. Mit meinen Neffen habe ich eine Hüttentour in Österreich gemacht, die uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird. Ich habe einen wunderbaren Tango-Orchesterkurs gemacht, bei dem ich nette interessante Leute kennengelernt habe. Ich bin öfter bei meinen Eltern gewesen und es war schön, mit ihnen mehr Zeit zu verbringen. Das alles ist während Corona möglich gewesen.

Letztlich habe ich Glück gehabt. Ich habe arbeiten können, ich habe ein relativ stabiles soziales Umfeld und ich habe gemacht, was ich immer schon gut konnte: mit begrenzten Möglichkeiten so gut wie möglich umgehen, Freiräume nutzen, mit dem Mangel irgendwie gut leben, das Beste daraus machen. Oft fand ich, dass ich mich durch die Eigenschaft selbst beschränke, aber im Zusammenhang mit Corona bin ich dankbar, dass ich das so konnte.
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Susanne Galonska

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CORONA

schlich sich leise in mein Leben.

Es hatte sich mit der verführerischen Sonne des Frühlings zusammengetan und kam wie ein kleiner Extra-Urlaub „rüber“.

Erst im Laufe des Sommers wurde mir die tiefgreifende Auswirkung auf mein Leben bewusst:

Das Aus für theaterpädagogische Projekte hieß auch Corona. Theaterpädagogik - das war mein Neuanfang, für den ich viel getan hatte - ein Bereich, den ich mir gerade eroberte, in dem viel Hoffnung lag.

Sich „nicht-gebraucht-zu fühlen“ ist ein schwer aushaltbares Gefühl und die Lösung lag auf dem Zurückgreifen auf meinen „systemrelevanten“ Beruf (ein Wort, welches viel Bitterkeit in mir aufkommen lässt).

Es spricht nichts dagegen, eine Vollzeit-Physiotherapeutin/Erzieherin zu sein und es hat erfüllende Momente kleine Menschen zu begleiten und einen Job zu haben - der Preis war die Abwesenheit kreativer Arbeit.

Es hat ein bisschen gedauert, bis ich verstand, wo meine Freiheiten und meine Wahlmöglichkeiten liegen - ich habe die KiTa-Arbeit gekündigt, mich für den Aufbaukurs Theaterpädagogik entschieden und arbeite seit September in verschiedenen theaterpädagogischen Projekten.

Corona hat mir in jedem Fall einen wesentlichen Tritt gegeben!
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Klaus Kohlhof

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Als die Pandemie im Frühjahr 2020 begann, war ich einmal erst froh, nicht vom Virus betroffen, und auch finanziell als Rentner abgesichert zu sein. Doch schnell wurde mir deutlich, dass das regelmäßige Singen in mehreren Chören, das Treffen mit Freunden, aber auch der Besuch von Menschen im Altenheim im Nachbarvorort doch sehr fehlte. Fehlendes Miteinander kann eben nicht durch viele Reparaturarbeiten im Haus, oder durch alleiniges Musizieren, wie anfangs in der Corona Zeit gemacht, ersetzt werden.

So traf es sich wunderbar, dass ein Plan, in Köln in verschiedenen Einrichtungen eine Rikscha zu platzieren, genau in dieser Corona-Zeit Anfang 2021 in die Praxis umgesetzt wurde. Es wurden Fahrer für die Rikscha gesucht. So meldete ich mich, und fahre nun alle zwei Wochen immer zwei Menschen aus dem Herz-Jesu-Stift in Dünnwald mit der Rikscha durch den Vorort oder auch den nahegelegenen Wildpark oder an den Rhein. Die Menschen freuen sich, ihre Umgebung in größerem Radius noch mal zu erleben. Dabei erzählen wir viel miteinander. Und das schönste ist: sehr häufig singen wir dazu: Wanderlieder oder auch kölsche Leedcher. Das macht Riesenspaß.

Jetzt, wo wegen der sinkenden Inzidenzzahlen wieder mehr Lockerungen möglich sind, ist mir klar geworden, dass weniger Aktivität, dafür aber bewusster erlebt, ein Mehr im Leben ist.
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Stefan Roller-Aßfalg

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Da hat sich so manches verschoben in den vergangenen eineinhalb Jahren. Beziehungen, Kontakte und Freundschaften ohne sich zu treffen? Plötzlich Ängste und Bedenken überall! „Verschoben“ hieß es gleich zigfach in meiner Firma. Alle Seminare und Events ab Mitte März 2020 – verschoben. Überall Funkstille, neue Termine finden, dauert ja nur ein paar Wochen... Manche Veranstaltungen habe ich in den eineinhalb Jahren viermal verschoben.

„Verschoben“ – die Trauerfeier nach dem Tod meiner Mutter Ende April 2020. 15 Monate später in einem Fenster der Lockerung konnte endlich die große Familie und das Dorf Abschied nehmen. Doch die letzten Tage und Wochen vor dem Tod hatten wir auch unendlich viel Zeit für unsere Mutter. Alle waren da – Corona hin oder her. Die ganze Familie begleitete unsere Mutter auf dem letzten Weg. Da wurde der verfluchte Virus geradezu zum Segen.

Verschoben die Konfirmation des Neffen, verschoben die vielen 50iger und 60iger, verschoben die Perspektiven auf die Menschen im Format 15,6 Zoll. Haben die eigentlich Hosen an? Weinprobe online, Whiskey-Tasting online, die Weihnachtsfeier online, Silvester im kleinen Kreis mit echten Menschen gemeinsam an einem Tisch sitzend. Echt jetzt? Haben wir dabei die Corona-Regeln verletzt? Wer weiß! Eigentlich halte ich mich an Regeln, aber manches hat sich doch ein bisschen verschoben. Komm, zu fünft aus drei Haushalten, das geht schon!

Dürfen wir das? Ist das erlaubt? Was sagen die Regeln? Ach so, in Baden-Württemberg ist es anders? Alles hat sich verschoben. Konzertkarten kaufe ich nicht mehr, wird eh verschoben. Der Chor darf proben? Der Chor darf proben! In kleinen Gruppen. Das Konzert? Wird wohl verschoben.

Und was hat Corona mit mir gemacht? Wir kaufen im Unverpacktladen, Klamotten brauche ich nix neues, Fleischkonsum ist nochmals reduziert. Die Firma ist auf dem Weg zur ersten Gemeinwohl-Bilanz. Da werden Fragen beantwortet, was uns wirklich wichtig ist. Es war ja viel Zeit, sich mit neuen Themen zu beschäftigen. So manche Prioritäten haben sich eben verschoben.
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Christian Hill

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Grundsätzlich und zuallererst bin ich sehr dankbar dafür, dass es keine Verluste im Familien- und Freundeskreis zu beklagen gab und ich durchgehend Arbeit hatte. Vielleicht kommt ja noch was und wirbelt alles durcheinander. Dann entsteht daraus wohlmöglich etwas Neues, und vielleicht ist das dann auch gut. Aber im Moment ist mir mein persönlicher Status quo lieber. Auch wenn es öfter Verluste gab, etwas wegbrach. So entstanden aber immerhin Freiräume, in denen dann wieder anderes möglich wurde.

Durch die Kontaktbeschränkungen sind z.B. meine mir wichtigen sozialen Schnittstellen weggefallen, die mit Orten (z.B. der Kantine) oder Veranstaltungen/Sport zusammenhingen. Dort habe ich (als Solo-Selbstständiger im Home-Office) Bekannte getroffen und geplaudert. Zwischenzeitlich gab es ein Wieder-Aufleben, aber jetzt im November 2021 steuern wir erneut auf Schließungen zu.

Vermisst habe ich auch das kulturelle Leben in Form von Kino, Konzerten und Ausstellungen und den Input, der daraus entstand. Wir haben das zu Hause durch gezielte Filme aus DVD-Verleih und Mediathek kompensiert und ich habe wieder mehr gelesen. Als dann die Häuser wieder aufmachten, haben wir das rauschhaft nachgeholt, müssen aber nun bereits wieder schon gekaufte Karten zurückgeben. Denn ab übermorgen ist bei uns in Dresden alles Kulturelle dicht.

Ich habe in der frei gewordenen Zeit mit dem Cellospiel begonnen. Das hatte ich schon längere Zeit im Sinn und bin mit der Entscheidung sehr glücklich. Meine Lehrerin hatte zwischenzeitlich Corona, ist zum Glück aber völlig genesen.

Unsere Hochzeit im Juni letzten Jahres fiel in den Lockdown, und die allmählichen Lockerungen haben letzten Endes nicht ausgereicht, um die geplante Feier so stattfinden zu lassen, wie wir sie geplant hatten. Also haben wir sie zwei Wochen vor der Trauung abgesagt, die Familien informiert und alle Buchungen storniert. Bei der Zeremonie haben dann zwei Musiker nur für uns Zwei ein Violinkonzert von Bach gespielt. Das war wirklich großartig! Und der Hochzeitstag wurde unterm Strich für uns beide zu einem sehr intensiven und schönen Tag, an dem wir bar jeglicher Verpflichtung der momentanen Stimmung folgen konnten. Die angedachte nachgeholte Feier am 1. Hochzeitstag konnte coronabedingt nicht stattfinden, und es ist aus gesundheitlichen Gründen unwahrscheinlich, dass meine Mutter und die Familie meiner Frau sich noch kennenlernen werden.

Es gab auch Eindrücke und Bilder, die ich so vermutlich nicht mehr erleben werde. Kaum besetzte Züge; den Berliner Hauptbahnhof, in dem sich außer mir nur eine handvoll weiterer Reisende verlieren; ich als Einziger auf dem Alexanderplatz. Die Leere in der Stadt, die Stadt nur Architektur und Licht. Die Stille in unserer Straße; die Abwesenheit von Verkehr; abends in den Gärten nur leises Murmeln im Dunkeln, weil man sich ja eigentlich nicht treffen durfte. Ein Käuzchen aus dem nahen Wald, das nachts plötzlich bei uns zu hören war. Auch, weil es seinen Aktionsradius erweitert hatte.

Ich bin aber auch, und das in zunehmendem Maße, beunruhigt über die entstandene, und zum Teil entfesselte Dynamik in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung. Und über die politische Orientierungslosigkeit und Hasenfüßigkeit. Und ich nehme das Thema Corona durch den unterschiedlichen Blick darauf und den Umgang damit auch im privaten Umfeld als Spaltpilz war. Und bedaure das sehr.  
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Cordula Seib

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Ostern 2020, Lockdown seit knapp vier Wochen.

Meine Mama, 92 Jahre alt, muss wegen eines drohenden Darmverschlusses operiert werden, wird notfallmäßig ins Krankenhaus eingeliefert. Bis Anfang März war sie noch bei uns in Bonn zu Besuch.

„Kannst du nicht zu mir kommen, ins Krankenhaus, was soll ich denn machen?“

Ein Besuch einer Person, maximal eine Stunde, einmal wöchentlich!

Mit Hilfe einer sehr netten Pflegekraft und eines ebenso netten Arztes darf ich trotzdem zu ihr, obwohl mein Bruder auch schon da war, weil ich Ärztin bin. Man hilft sich unter Kollegen, Gott sei Dank.

Ich fahre zu ihr, wir wägen ab, entscheiden uns zusammen für die Operation, wir lachen noch zusammen, telefonieren noch mit meinem Bruder, alles scheint gut.

Nach der Operation – Durchgangssyndrom, sie erkennt uns nicht mehr, wird zum Vollpflegefall, muss ins Pflegeheim –was sie nie wollte.

Besuche – eine Person, bei schönem Wetter, draußen nur nach Terminabsprache, Maske tragen, Abstand, ich küsse sie trotzdem. Sie will nach Hause! Sie erkennt uns!

Wir feiern noch ihren 93zigsten Geburtstag am 20. Juli, die Besuchsregelungen sind etwas gelockert, draußen mit mehreren Personen. Heute scheint die Sonne, es ist warm, sie freut sich, ist genügsam und glücklich, telefoniert mit allen Enkeln und Urenkeln.

4 Wochen „hält sie durch“, darf dann nach einem schweren Schlaganfall am 23. August die Augen schließen und gehen.

Corona, trotzdem empfinde ich eine große Entschleunigung, gewöhne mich ans Homeoffice, freue mich auf die möglichst häufigen Besuche meiner Mama, stehe die Beerdigung mit wenigen Umarmungen lieber Menschen durch.

Eigentlich geht es mir ganz gut, eigentlich.

Herbst 2020, neuer Lockdown. Weihnachten, leichte Lockerungen, wir feiern mit 6 Personen aus drei Haushalten, ist das erlaubt? Welches unserer 3 Kinder hätten wir „ausladen“ sollen?

Anfang 2021, der Lockdown geht weiter. Was fehlt mir? Kultur, Essen gehen, Shopping, Urlaub…?

Keine Umarmungen seit Monaten, weder mit den Kindern noch mit Freunden, herzliches zusammen sein, körperliche Zuneigung zeigen …. Das ist es was fehlt!

Ende August, ich bin seit dem 11.06. vollständig geimpft, die gesamte Familie ebenso, wir trauen uns wieder – die Infektionszahlen steigen erneut.

Wie wird es weitergehen? Wir warten seit 17 Monaten, wie lange noch?
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Reinhold Pfeiffer

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Natürlich sind auch Chöre betroffen – diese sogar ganz empfindlich. Was da so alles beim Singen aus dem Mund kommt … Also Abstand halten!!!

Wie geht es morgen weiter, nächste Woche oder auch in den nächsten Monaten? Das frage ich mich jeden Tag.

Wie hält man einen Chor mit fast einhundert aktiven Sängerinnen und Sängern über eineinhalb Jahre unter der Corona-Herrschaft zusammen, wie gibt man ihm glaubhafte Perspektiven? Das ist eine große Herausforderung und verlangt Ausdauer und Zuversicht in die reizvolle und spannende Arbeit, die man als Vorsitzender ja gerne macht – in normalen Zeiten…

In immer kürzeren Abständen kam wie ein Ritual die Frage: Mit wie vielen Sängerinnen und Sängern proben wir am kommenden Dienstag? Mit 20, mit 30, sind Proben überhaupt genehmigt? Wie groß sind die Abstände zwischen uns? Ein Meter fünfzig? Drei Meter – nur nicht die Stühle näher aneinander schieben: Die Bodenmarkierung hält uns fest. Schade, jetzt können wir uns während der Probe noch nicht einmal unterhalten – wo bleibt da die soziale Komponente? Aber es gibt ja weiterhin die Probenpause. Ja, die Maske stört beim Gespräch. Mahnungen, die Maske außerhalb des Probensaals zu nutzen, sind notwendig.

„Schön, dass du auch da bist. Bist du geimpft?“ Auch dieser Gesprächsanfang vor jeder Probe wurde zum Ritual. Es ging immer wieder um die drei großen „GGG“ oder vielleicht zwei? Das würde manches erleichtern: “Genesen“ und „Geimpft“. Letzteres zählt erst zwei Wochen nach der zweiten Impfung. Schade, dann doch nochmal der Schnelltest. Gut, dass wir Ärzte im Chor haben, dann ist das schnell erledigt.

Nicht vergessen: Zur Nachverfolgbarkeit Listen führen, - ebenfalls die festen Plätze in der Probe notieren - , diese nach vier Wochen vernichten: Datenschutz.

Wochenlanger Probenausfall, Versuch der digitalen Probe. Das hilft etwas, unser künstlerischer Leiter gibt sich Mühe dies abwechslungsreich zu gestalten. Hinzu kommt die wöchentliche Rundmail an den Chor. Auf diese wird sonntags gewartet – wurde mir berichtet.

Aber auch da gehen einem die Ideen aus. Was schreibe ich nur morgen Aufmunterndes an den Chor?

Bis jetzt sind alle dabei geblieben und bezahlen auch fleißig ihren Mitgliedsbeitrag (immerhin). Das beruhigt.

Wie geht es weiter? frage ich mich in meiner Funktion als Vorsitzender. Unter ständig wechselnden Bedingungen? Wann gibt es wieder Auftrittsmöglichkeiten, klappt unser gemeinsames Chorwochenende, planen wir unsere Konzertreise nach Kaliningrad im nächsten Jahr – oder ereilt uns das Schicksal der Reiseabsage wie im letzten Jahr nach St. Petersburg?

Viele Fragezeichen. Wir behalten unsere Hoffnung, wir halten durch: Singen verbindet.


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Anke Kamphausen, Sozialpädagogin

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Für mich standen zu Beginn der Pandemie Anfang des Jahres 2020 ganz andere Dinge im Fokus als das Coronavirus und dessen Auswirkungen. Ich war wegen eines Burnout für mehrere Wochen in einer psychosomatische Klinik und habe dort lernen müssen, mich von Zeit- und Arbeitsdruck weniger beeinträchtigen zu lassen. Als ich danach wieder in die Arbeit eingestiegen bin, gab es zwar dort nicht weniger zu tun, aber durch eingeschränkte Kontaktmöglichkeiten mit Klient*innen, wegfallende Termine für Arbeitskreise oder andere Besprechungen und andere Einschränkungen, herrschte doch insgesamt ein gemächlicheres Tempo, so dass die äußeren Umstände meinem Ruhebedürfnis im Grunde entgegenkamen. Meine Freizeitmöglichkeiten wie Chorproben, Fototreffen und Sport habe ich zwar vermisst, aber andererseits festgestellt, dass die fehlenden Freizeittermine es mir ebenfalls leichter gemacht haben, ein oder zwei Gänge zurückzuschalten.

Ich selbst hatte keine Ängste, mich anzustecken. Ich fand es aber belastend, für alle meine Begegnungen und Kontakte immer wieder abzuwägen, was verantwortbar erscheint: Sind Treffen mit den erwachsenen Söhnen aus zwei Haushalten möglich oder – trotz anders lautender Verordnung – doch verantwortbar? Nehmen meine pflegebedürftigen Eltern mehr Schaden, wenn ich sie nicht besuche, oder wenn ich es tue und ihnen möglicherweise tödliche Viren mitbringe? Die Idee, mit ihnen, die vielleicht im nächsten Jahr nicht mehr mit uns und ihren Enkeln feiern können, mit guten Hygienemaßnahmen Weihnachten zu feiern, hat fast zu einem Familienkrach geführt, denn die Meinungen darüber, ob das zu gefährlich sei, gingen innerhalb der Familie weit auseinander. Und die Frage, wer in den Zeiten weniger strenger Kontakteinschränkungen zu meinem „Inner Circle“ gehört und zum Beispiel mit mir Geburtstag feiern darf, fand ich auch nicht leicht zu beantworten.

Insgesamt bin froh, dass ich mit meinem Mann zusammen lebe, also nicht alleine sein musste, und dass ich eine feste Stelle habe, so dass ich keine existenziellen Sorgen haben muss. Meine Söhne waren bzw. sind durch die Corona-Auswirkungen unmittelbarer betroffen, da sie beide in der Zeit der Pandemie ihre Studienabschlüsse gemacht haben und dadurch Schwierigkeiten bei der Jobsuche hatten.

Erst jetzt, wo vieles wieder möglich erscheint, spüre ich, dass ich die „Highlights“ im Leben sehr vermisst habe – im Chor zu singen und Konzerte mit zu gestalten, im Café zu sitzen oder essen zu gehen, unbefangen (!) Begegnungen zu genießen. Das alles nehme ich jetzt als besonders wertvoll wahr.
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Agnes Lipka

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Februar 2020

Die Welt scheint noch in Ordnung, die Bedrohung: fern und nicht real.

Paris, La Madelaine, Musik, Orchester, Chöre, volles Haus, Standing Ovation: Genuss pur!

Das letzte Mal ohne 2G, 3G, Tests, Masken, Sorgen… Ohne Leugner, ohne Verfechter, ohne Virologen.

Das letzte Mal hemmungslos mit Menschen runde Geburtstage feiern, ausgelassen sein ohne Abstand, ohne Personenzahlbegrenzungen in Innenräumen… Umarmungen, Händeschütteln, Küss‘chen links und Küss’chen rechts.

März/ April

Alle Termine wegradiert. Frühling, Sonne, Natur, Stille. Stille in den Straßen der Stadt, Globale Stille, Starre, Schockstarre?

Crash. Und Vogelgezwitscher in der Kölner Altstadt.

Zoom-, Skype-, Teams-, Videocall, -Ostern, -Leben. Leben vor dem Bildschirm. Und in der Natur.

Hilfe und Dankbarkeit! Und Enttäuschung… Ein Wimpernschlag.

Sommer

Zeit.

Inspiration.

Kreativität. Stadtnatur – Friedhof – Ruhe.

Familie, Freunde. Bekannte, die zu Freunden werden. Bekannte, die zu Fremden werden.

Eis am Stiel auf der Wiese im Sonnenschein.

Tote Krabben am Rhein.

Konzerte, kein Publikum, Bildschirmpublikum. Stille, Einsamkeit auf der Bühne.

Ängste?

J. S. Bach hilft immer! Zerfließe mein Herze…

August/ September

Hoffnung.

Familie.

Kultur.

Reisen…

…mit dem Auto.

Oktober

Schnell noch ins Museum und ins Fitnessstudio…

Winter

Dunkel. Kalt. Müde.

R. Strauss hilft auch und tröstet: Wir sind durch Not und Freude gegangen…

Advent, Weihnachten, Silvester. Familie! Prioritäten. Risiko. Kurze, schöne Freude.

Februar

Quittung? Glück: Keine Atemnot. Durchatmen aber ohne Frühjahrs-Düfte.

Geduld!

Weiter geht’s!
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Stephan Förster

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Es ist nicht ganz so einfach, diese lange, schwierige und komplexe Zeit in Worte zu fassen. Es gäbe so viel dazu zu sagen. Aber der erste Gedanke, der mir in den Kopf kam, war etwas, was ich kürzlich zu einer guten Freundin gesagt habe: Wenn ich in meinem Alter an ein ganzes Jahr einen Haken machen muss, ist das nicht schön, aber machbar. Schlimm ist es für die Kinder und Jugendlichen, für die ist das eine unendlich lange Zeit. Meine Tochter ist gerade fünfzehn geworden. Die ersten Partys hätten stattfinden sollen, Jungs hätten ein Thema sein können, das Leben galt es zu entdecken. Stattdessen gab es nur Sorgen um die Großeltern, Masken und Abstand, Monitore und Isolation.



















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Henrik Blass

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Als Besucher oder Beschäftigter in einem Einrichtungshaus bewegt man sich normalerweise in einem hell ausgeleuchtetem Umfeld, in dem das Warenangebot gut in Szene gesetzt wird. Während der Lockdown-Zeiten in den Jahren 2020/2021 aber ... wofür heizen? Wofür das Licht einschalten? Wir hielten den Kontakt zu unseren Kunden nur über Telefon, WhatsApp, Zoom-Meetings und Vor-Ort-Termine. Das Möbelhaus blieb dunkel: das hatte etwas beinahe Gespenstisches - daran habe ich mich nie gewöhnen können!

Unsere neue Kundenberaterin hatte vor CORONA ihren Arbeitsvertrag bei uns unterschrieben, fing nun mitten im ersten Lockdown bei uns an und hatte zunächst Angst um ihre neue Arbeitsstelle ...

Auch ich machte mir anfangs Sorgen, aber letztlich sind wir mit einem blauen Auge durch diese turbulente Zeit gekommen und mussten niemanden entlassen, denn unsere Kunden saßen viel zuhause herum, machten sich vermutlich Gedanken über die Verschönerung ihrer eigenen vier Wände und konnten kein Geld für Urlaub, Restaurantbesuche und andere Freizeitgestaltungen ausgeben, investierten daher auch in
die Neugestaltung ihrer Wohnung. 



























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John Sykes

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In meinem täglichen Leben in Köln bin ich vom Coronavirus weniger betroffen als die meisten Menschen, die ich kenne. Homeoffice habe ich schon seit 2003. Ich bin verheiratet ohne Kinder – also kein Homeschooling, keine Corona-Einsamkeit. Gravierend für mich sind die Reiseeinschränkungen. Meine Mutter und alle nahen Verwandten leben in Nordengland. In normalen Zeiten fahre ich mehrmals jährlich dorthin, auch für Recherchen: ich schreibe Reiseführer über Großbritannien.

2020 war erst im August eine Reise erlaubt. Seitdem scheiterten drei weitere Versuche, weil jedes Mal die Flüge annulliert wurden oder Einreiseverbote herrschten. Nach neun Monaten – für meine 93-jährige Mutter eine lange Zeit – konnte ich im Mai 2021 endlich nach Manchester fliegen. In England erwarteten mich zehn Tage Quarantäne. Insgesamt musste ich für die Hin- und Rückreise und für die Entlassung aus der Quarantäne fünf PCR-Pflichttests buchen, Kostenpunkt ca. € 600. Die offiziell anerkannten Testlabore in England nutzen die Zwangslage der Reisenden unverschämt aus, verdienen sehr gut und bieten einen schlechten Service. Am Flughafen musste ich umständliche Einreiseformulare und Testergebnisse vorzeigen, das Personal war infolge ständiger Änderungen der Bestimmungen unsicher, was gilt und was nicht. Alles nervenaufreibend.

Am Tag meiner Anreise in England setzte die deutsche Bundesregierung Großbritannien auf die Liste der Virusvariantengebiete. Das hieß 14 Tage Quarantäne nach der Rückreise – und die Annullierung des Rückflugs, weil wohl keiner mehr mitfliegen wollte. Weder in England noch nach der Rückkehr in Köln wurde kontrolliert, ob ich die Quarantäne tatsächlich einhielt. Kein Anruf, kein Besuch, keine Email von den Behörden – was an der Glaubwürdigkeit der Maßnahmen zweifeln lässt.

Nicht alles war schlecht. Ich hatte drei schöne Wochen in England. Dort konnte man schon ein Bier in der Kneipe trinken, als dies in Köln noch nicht möglich war. In der ersten Zeit der Pandemie konnte ich der erzwungenen Entschleunigung sogar Positives abgewinnen.
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Birgit Weber

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Die Coronapandemie hat meine Arbeit ab Mitte März 2020 komplett auf den Kopf gestellt. Alle Kurse aus dem Programmbereich, den ich leite (Gesundheit), mussten abgesagt bzw. „auf Eis“ gelegt, alle Kursleiter:innen und Teilnehmer:innen informiert werden. Das hieß viele Emails schreiben und Telefonate führen.

Meine gewohnten Arbeitsabläufe funktionierten nicht mehr und mussten neu gefunden und die Kommunikationswege angepasst werden. Die Arbeit im Team mit meinen Kollegen und Kolleginnen hat mir geholfen, für diesen Ausnahmezustand kreative Lösungen zu finden, auch wenn diese durch ständig neue Regelungen wieder geändert wurden. Also waren unsere Aufgaben meist so: Coronaschutzverordnung lesen, Kursprogramm an die Regeln anpassen, kurz danach alles ändern, weil die nächste Verordnung kam und wieder von vorne beginnen. Es war eine arbeitsintensive Zeit für mich und die Kolleg:innen, was nach außen hin nicht unbedingt sichtbar war.

Mein Programmbereich mit Fitness- und Entspannungskursen war besonders von den Einschränkungen betroffen. Sehr wenig davon konnte auf Online-Unterricht umgestellt werden. Als wir im September 2020 wieder mit Präsenzkursen starten durften, haben wir uns alle gefreut - das Haus war wieder mit Menschen belebt. Es ging aber nur mit Einschränkungen: kleinere Kursgruppen für den nötigen Abstand, markierte Plätze, Maskenpflicht, Platzpläne, Listen für die Nachverfolgbarkeit etc. Und doch dauerte es nur zwei Monate bis zum nächsten Lockdown.

So ging es endlos weiter. Alles was ich bis Sommer 2021 an Präsenzveranstaltungen geplant hatte, konnte nicht stattfinden - viel Arbeit, frustrierend, noch ein verlorenes Semester. Wie es weitergeht, werden wir sehen. Schön wäre etwas Normalität, aber vielleicht gelingt das erst im nächsten Jahr.

Die persönlichen Einschränkungen empfand ich nicht so gravierend, da ich mit meinem Mann in Köln lebe und wir viel Zeit zusammen hatten. Gefehlt hat mir der rege Betrieb in der VHS, spontane Treffen mit Freunden, die Feier zu meinem runden Geburtstag, die ausfallen musste, die Familie an Weihnachten und das Reisen.
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Karl Heger

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Als Rentner genoss ich die „erzwungene“ Lockdown-Freizeit zu intensiver Garten- und Hausarbeit. So rückten die Nachbarn näher, Homeoffice gab dazu den nötigen Freiraum. Die Gespräche wurden intensiv, man hatte ja viel Zeit. Hier in Dellbrück verbrachten viele Nachbarn und Bewohner des Hauses in der Thurner Straße 69 in den recht großen Gärten. Feiern blieben leider aus, aber (mit Abstand) wurde doch viel öfter als vorher das eine oder andere Zaun-Bier getrunken. Die Gespräche wurden recht intensiv. Erfreulicherweise gab es hier keine (bekannten) COVID-Infektionen.

Mir fiel auf, dass kleine Kinder in den Gärten der jeweiligen Anwohner bleiben mussten, ein Zusammenspielen mit Nachbarkindern wurde von einigen Eltern wegen mutmaßlicher Ansteckungsgefahr verhindert oder zumindest eingeschränkt. Ein Bild prägte sich mir ein: So stand ein 3-jähriger Junge am Maschendrahtzaun, der die Nachbarkinder beim Zusammenspiel beobachtete. Man merkte dem Kleinen an, dass er gern rüber gekommen wäre, um mitzuspielen. Das wurde von seinen Eltern untersagt. Er wirkte ausgegrenzt.

Die Lockerung im Lockdown Juni 2020 nutzte ich zu einer 2-wöchigen Motorradtour durch Südost- und Oberbayern mit Tirol (Zugspitzbesuch). Die Nähe zu meiner Frau Christiane, durch Home-Office zuhause arbeitend, empfand ich als sehr angenehm. Mehr Zeit konnte zusammen verbracht werden.

Alles in Allem empfand ich den ruhenden Flugverkehr als äußerst angenehm, Schlaf war besonders bei Südwestwind (da hört man die Start- und Landegeräusche deutlich) ohne Störung zu genießen. Die ganze Lockdownzeit war wie eine Ruhekur. Ich vermisste jedoch Chorproben, Treffen mit Freuden und Sportveranstaltungen. In der Folge ließ ich mich 2x impfen.
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Marijke Akkerman

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Jetzt sind es schon fast zwei Jahre her, dass wir mit der „Bedrohung" leben, an Covid-19 zu erkranken, hervorgerufen durch das Corona-Virus.

Lockdown, zu Hause bleiben, darauf achten, mit wem man sich trifft, das Tragen von Masken, Abstand halten, Einschränkungen…

Für mich eine Zeit, bewusst meinen Ängsten bezüglich des Unbekannten, der Unwissenheit und der Ungewissheit zu begegnen.

Einkaufen wurde stressiger. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich innerlich vor Wut schäumte, wenn jemand an der Kasse den Abstand nicht eingehalten hat. Ich habe innerlich denjenigen beschimpft. Und ich habe geschwiegen.

Zuhause angekommen, habe ich mich damit auseinandergesetzt, was mich so wütend hat werden lassen. Es war meine Angst, mich anzustecken, krank zu werden. Doch das war es nicht nur. Ich entdeckte, dass ich mich nicht getraut habe, um den Abstand, den Raum, den ich brauchte, zu bitten. Ich habe befürchtet, dass der andere mürrisch reagiert, mich beschimpft - etwas, was ich in früheren Jahren erlebt habe. Und ich habe es mir seit damals angewöhnt, zu schweigen. Nachdem ich dies erkannt und mit den mir bekannten Tools geklärt hatte, fiel mir wie ganz selbstverständlich ein anderer Weg ein, mit dieser Situation umzugehen: Freundlich um Abstand zu bitten. Es brauchte etwas Übung, doch Einkaufen war nicht mehr so stressig.

Es gab ja genügend Raum und Zeit, mich mit mir auseinanderzusetzen.

Und durch die technischen Möglichkeiten wie Zoom war ich sogar mit mehr Menschen, die mir wichtig sind, in Kontakt.

Im Moment bemerke ich jedoch eine Müdigkeit, die durch das „Acht geben“ hervorgerufen wird, da wünsche ich mir schon Unbeschwertheit zurück.

Ich beobachte an mir das Verhalten, dass ich einigen Mitmenschen, mit denen ich zuvor gerne zusammen war, nicht mehr so unbeschwert begegne und misstrauisch bin - das betrübt mich. Da wünsche ich mir Klarheit und Gelassenheit in mir.
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Hedwig Recks

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Ich möchte berichten, wie ich die Corona-Pandemie in meiner Psychotherapeutischen Praxis erlebt habe. Natürlich war auch ich durch die Situation verunsichert, privat wie beruflich. Ich musste mich immer wieder mit meinen Vorstellungen von therapeutischer Arbeit unter den gegebenen Bedingungen auseinandersetzen und Entscheidungen treffen.

Es gab ungewöhnlich viele Therapieanfragen, mehr als ich in meiner gesamten Praxiszeit je hatte. Da ich nur ab und zu einen freien Therapieplatz anbieten konnte, kann ich nur spekulieren, weshalb sich die Anfragen so häuften. Meine Gedanken dazu sind, dass der Wegfall von Bewältigungsmöglichkeiten im Außenleben zur Auseinandersetzung mit sich selbst zwingt; dies fand ich auch in meinen Therapien bestätigt. Offenbar führt die Corona-Pandemie zu krisenhaften Zuspitzungen und lenkt den Blick mehr auf das eigene Innenleben, die Ressourcen und Bewältigungsmöglichkeiten, die zur Verfügung stehen - oder eben nicht. In einigen Fällen wurde sicher auch auf bewährte Selbstheilungsversuche, wie beispielsweise überhöhten Alkoholkonsum und Essen zurückgegriffen.

Als Fazit bleibt, dass jede Krise sowohl Chancen für neue Entwicklungen, als auch die Gefahr des Scheiterns in sich birgt.

Ich möchte exemplarisch über einige Fälle aus meiner Praxis berichten, in denen es durch die Corona-Pandemie zu einer positiven Entwicklung gekommen ist:

„Durch Corona wurde ich endlich erwachsen, gar nicht so übel“.
Ein Mann, Mitte 30, „everybodies darling“, lebte von Partys und Weggehen, wirkte eher wie ein Jugendlicher, der seinen Weg ins Erwachsenensein noch nicht gefunden hatte. Seine Beziehungen waren eher oberflächlich und auf Spaßhaben ausgerichtet. Das hatte ihn schon vor der Pandemie zunehmend unzufrieden und depressiv gemacht. Durch die Kontaktbeschränkungen war er auf sich selbst zurückgeworfen und quasi gezwungen, sich intensiver mit sich und seinen Beziehungen auseinander zu setzen. Sein Gefühl der Unzufriedenheit spitzte sich zu und er erkannte, wie oberflächlich er lebte und wie oberflächlich auch seine Beziehungen waren, spürte, dass ihm das nicht reichte. „Meine Freundschaften haben überhaupt keine Tiefe. Wenn ich jemanden brauche, fühle ich mich oft allein.“ Indem er sich emotional damit auseinandersetzte, lernte er sich besser kennen und verstehen, was zu einer von ihm als positiv empfunden Entwicklung führte.

„Vor Corona habe ich gar nicht gespürt, wie sehr ich mich Autoritäten unterordne“.
Eine junge Frau, der es beruflich wie privat schwerfiel, sich zu behaupten und durchzusetzen, geriet durch die Pandemie in eine tiefe depressive Krise. Sie und ihr Mann waren im Homeoffice fast ununterbrochen zusammen, was sie immer unzufriedener machte, so dass sie sich fragte: „Ich weiß gar nicht, ob ich ihn noch mag, er ist mir einfach zu viel“. In der Auseinandersetzung mit sich und ihren Gefühlen wurde ihr bewusst, dass sie sich auch gegenüber ihrem zwar sehr zugewandten, aber auch sehr dominanten Mann nicht durchsetzen konnte. Wie in ihrer Ursprungsfamilie gab sie, der vermeintlichen Harmonie zuliebe, immer nach. Langsam begann sie ihre Wünsche und Vorstellungen mehr zu äußern und sich durchzusetzen. Das führte zunächst zu mehr Konflikten, letztendlich aber dazu, dass sie sich selbstbewusster fühlt und auch ihr Mann ihr mehr Respekt entgegenbringt.

„Anfangs fand ich Corona geil, aber dann …“.
PatientInnen, die wegen sozialer Ängste zu mir kamen, „freuten“ sich zunächst über die durch die Corona-Pandemie bedingten gesellschaftlichen Einschränkungen. Sie konnten Kontakte meiden, zu Hause bleiben und brauchten dazu keine Entschuldigung, die Pandemie gab die Legitimation. Eher widerwillig nahmen sie zur Kenntnis, dass ich die Umstände alles andere als positiv bewertete. Im ersten Coronajahr passierte nichts, die Therapie führte zu keinen neuen Entwicklungen. Doch dann, ich beziehe mich vor allem auf eine junge Frau, kam eine auch für mich unerwartete Entwicklung in Gang. Die junge Frau verstand, dass sie sich zu sehr nach den Erwartungen Anderer gerichtet und so bisher keinen eigenen Weg für sich gefunden hatte, was zu Rückzug und zu Ängsten vor anderen Menschen geführt hatte. Sozusagen heimlich schlug sie nun einen ganz eigenen Weg ein, sie fand ihre berufliche Identität, fand aber auch zunehmend aus ihrer sozialen Isolation heraus.
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Jil Erger

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Ich liebe meinen Beruf. Sonderpädagogin an einer Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung und Lernen wird man nur, wenn man für den Beruf brennt und ihn aus tiefster Überzeugung machen will. Hier habe ich jeden Tag mit Kindern und Jugendlichen zu tun, die besonders viel Aufmerksamkeit und Unterstützung im Alltag brauchen; Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen, Jugendlichen, denen häufig die Perspektive fehlt oder auch Solche, die im Leben einfach mehr Hilfe benötigen als andere. All diesen Kindern und Jugendlichen bietet unsere Schule eine Art zweites Zuhause. Es ist ein Ort, an dem sie sich ausprobieren und daran wachsen können, wo sie hinfallen, um danach wieder aufzustehen, einfach ein Ort, an dem ihnen wieder neue Perspektiven gegeben werden können. Die allermeisten Schülerinnen und Schüler kommen gern hierher, weil sie hier so akzeptiert werden, wie sie sind – mit all ihren Stärken und ihren Schwächen.

Corona hat ihnen all das weggenommen und diesen Ort, der sonst so vor Leben sprudelt, leer und verlassen gemacht. Und auch für mich ist der Onlineunterricht, das Päckchenpacken, das stupide Kontrollieren der gemachten Aufgaben und das erneute Packen von Päckchen nicht das, wofür ich diesen wundervollen Beruf erlernt habe und den ich so schätze. Mir fehlt meine Klasse, die Gemeinschaft mit den Schüler*innen, mir fehlt das Lachen auf dem Flur, die täglichen kleinen Gespräche zwischendurch – sogar die Streitereien auf dem Pausenhof. Mir fehlen meine Kolleg*innen, das Schwätzchen im Lehrerzimmer oder die Planung für neue Konzepte oder Feste. Und mir fehlt das Schulleben, das immer laut und bunt und aufregend war. Mir fehlt die Beziehung zu den Schüler*innen und damit genau das, wofür ich hier Lehrerin geworden bin. Corona hat mir all das genommen – mir aber auch gezeigt, dass es in der Schule nicht nur um die erfolgreiche Vermittlung von Unterrichtsstoff geht, sondern um viel wichtigere Dinge. Und es hat mir gezeigt, wie sehr gerade unsere Schüler*innen diese anderen Dinge brauchen.


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Margit Salzmann

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Corona ist für unsere ganze Gesellschaft, unsere Arbeitsteams, unsere Familien und Freunde und jeden einzelnen von uns eine tiefgreifende Erfahrung. Ich bin froh, dass ich besonders dieser extremen Zeit des Lockdowns auch viel Positives abgewinnen konnte. Bis heute genieße ich es, im Homeoffice zu arbeiten. Mein gesamter Arbeitsalltag hat sich dadurch extrem entspannt und mit meinen Kolleginnen und Kollegen bin ich digital in regem Austausch. Jetzt habe ich auch das große Glück, nicht alleine zu Hause zu sein. Mein Mann arbeitet eine Etage höher und zum Mittagessen treffen wir uns immer. Außerdem ist unsere betagte Golden-Retriever-Hündin Merle treue Begleiterin meines Arbeitsalltags. Sie liegt immer bei mir und kommt ab und zu mit ihrer Schnauze, um sich ein paar Streicheleinheiten abzuholen. Das genießen wir beide sehr.

Privat auf einmal kaum noch Termine zu haben, hat mir sehr gut getan. Ich habe hier zuhause Sachen erledigt, die ich schon ewig machen wollte, aber immer das Gefühl hatte, keine Zeit dafür zu haben. So habe ich alte Stühle restauriert und neu aufgepolstert. Das hat mir nicht nur unheimlich viel Spaß gemacht, sondern ich habe das auch mit viel innerer Ruhe getan, die mir sonst oft fehlt. Meinen Yoga-Kurs mache ich bis heute per zoom-meeting und das möchte ich auch nicht mehr ändern. Ich finde es einfach angenehm abends nicht mehr so viel unterwegs zu sein. An den Wochenenden habe ich meine Entdeckerlust mit Wanderungen in unbekannten Gegenden befriedigt, auch wenn das Reisen tatsächlich das ist, was mir mit am meisten gefehlt hat. Mit meinen Freundinnen habe ich mich während des Lockdowns jeweils im Wald getroffen und wir sind mit unseren Hunden gelaufen. Selbst einen Geburtstag habe ich hier mit Kerzen und Keksen gefeiert. Allerdings haben mir die Umarmungen meiner Freundinnen sehr gefehlt.

Es fällt mir sehr schwer, diese positiven Erfahrungen in meinen mittlerweile wieder relativ normalen Alltag mitzunehmen. Zu vieles lockt – und schwupps! – ist mein Terminkalender wieder voll.
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Andreas Flader-Salzmann

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Anfang des Jahres 2020 war Corona noch ganz weit entfernt für mich – irgendwo in China. Ich hätte nie gedacht, dass sich daraus eine Pandemie entwickelt. Als dann Corona im Februar 2020 das 100 km entfernte Heinsberg erreichte und sich weiter ausbreitete, hatte ich eine erste Ahnung, was auf uns zukommen könnte.

Zu unserem geplanten USA-Urlaub Anfang März 2020 haben wir es gerade noch geschafft, in die Vereinigten Staaten einzureisen. In Texas, Arizona und New Mexico gab es kaum Corona-Fälle und wir konnten nahezu einschränkungsfrei reisen. Glücklicherweise hat es auch mit dem Rückflug nach Deutschland geklappt und wir erlebten Geisterflughäfen in Madrid und Frankfurt. Natürlich hatten wir Sorge, uns während des vollbesetzten Fluges infiziert zu haben. Wir gingen zwei Wochen in freiwillige Quarantäne – eine Pflicht dazu gab es damals noch nicht.

Seit dieser Zeit ist auch 100% Homeoffice angesagt. Eine neue Erfahrung – bisher hatte ich alle paar Wochen mal einen Tag im Homeoffice verbracht. Ich habe mich relativ schnell damit eingelebt, da mein Job als Projektleiter sehr viel Zeit am Schreibtisch beinhaltet. Besprechungen finden inzwischen mit allen Teilnehmern online (größtenteils per Audio, teilweise auch per Video) statt.

Der persönliche Kontakt zu meinen Eltern war bis zu deren Impfung im März 2021 nur mit viel Abstand. Erst nach meiner Impfung im Mai 2021 konnten wir uns wieder umarmen. Eine lange Zeit lag dazwischen. Mit unseren Kindern hatten wir zum Glück immer engen Kontakt .

Die Zeit der „Lockdowns“ habe ich in positiver Erinnerung: Meine Hobbys – Tonbandgeräte sammeln und reparieren und Schallplatten sammeln – haben mich beschäftigt. Endlich hatte ich auch Zeit, all unsere Dias und Super-8-Filme zu digitalisieren. Mit meiner Frau habe ich angefangen, regelmäßig Serien auf Netflix zu schauen – eine ganz neue und sehr spannende Erfahrung.

Insgesamt bin ich durch Corona sehr vorsichtig im Abstand zu anderen Personen geworden, Menschenansammlungen sind mir auf einmal suspekt und ich vermeide diese. Ob wir jemals wieder so dicht im Konzert, auf der Party oder bei Veranstaltungen zusammenkommen können?
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Barbara Maubach

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Fangen wir mal mit der Frage an, wie ich Corona persönlich erlebt habe - es hat, Gott sei Dank, „nichts mit mir gemacht.“ Abgesehen davon, dass ich zunächst überhaupt nicht begriffen habe, wie gefährlich und tief eingreifend diese Pandemie das Leben einzelner Menschen, unsere Gesellschaft und aller Beziehungen weltweit verändern würde, war der erste radikale Lockdown zunächst für mich gar keine so schlimme Erfahrung. Ich erlebte gleich zu Beginn sehr freundliche Nachbarn, die Hilfe anboten, und hatte auch nicht allzu große Furcht, dass ich erkranken könnte. Trotz Warnungen vor jeglichem Treffen mit mehreren Menschen konnte ich mit meinen getesteten Gästen mit Abstand und Vorsicht Geburtstag feiern und empfand das als ein beglückendes Miteinander. Es gab auch nicht die Erfahrung von Einsamkeit oder Langeweile, weil einfach Menschen da waren, die mir wichtig waren. Als Ersatz und „besser als nichts“ entdeckte ich die ZOOM – Arbeitssitzungen in verschiedenen Gruppen, die sonst meinem Leben Struktur und auch Sinn gegeben hatten. Es gab Beziehungen, die näher und vertrauter wurden, eine wunderbare Erfahrung. Das Näherrücken entwickelte sich, weil viele Außenbeziehungen abgeschnitten waren und Ereignisse, die sonst den Alltag lebendig und abwechslungsreich machen, nicht sein konnten.

Aber es gab auch schmerzliche Verluste, an die ich mich schwer gewöhnte, deren volle Bedeutung mir erst lebhaft bewusst wurde, als ich jetzt nach der Öffnung wieder die Freude spürte, die ein Konzert, Theater oder Kino bewirken, wenn man sie mit anderen erlebt und sich darüber austauschen kann. Die Lust, Menschen als Gäste um den Tisch zu versammeln oder selbst eingeladen zu sein, gab es einfach nicht mehr. Wie traurig, nicht mehr im Chor singen zu können und zu wissen, dass daraus ein endgültiger Abschied werden würde. Überhaupt: ein Leben ohne kulturelle Ereignisse im Austausch mit anderen.

Angesichts der großen Stille im Wirtschaftsleben, in der Luft ohne Flugverkehr und dem Frieden auf den Straßen entstand eine beeindruckende Diskussion zu alternativen Wirtschafts– und Lebensformen, die dazu beitragen könnten, die Welt doch noch zu retten. Würde diese weltweite, tiefgreifende Krise zum Umdenken und prinzipiell nachhaltigerem Wirtschaften führen? Diese Hoffnung schwand bald angesichts des dann rasch wieder laut werdenden Rufens nach Öffnung und „rasch wieder so wie früher“. Wie deprimierend; ich hätte es großartig gefunden, wenn wir alle aus der Krisenerfahrung gelernt hätten, dass wir anders leben müssen.

Stattdessen gab es aber frühe warme Sommertage und Abende, die ich auf meinem in Farbenpracht leuchtenden Balkon genoss. Eine beglückende Erfahrung von Ruhe und Wohlbefinden, trotz aller Corona – Einschränkungen.
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Christiane Heger

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In meinem Arbeitsalltag hatte ich neben dem Büroalltag auch immer wieder Außentermine, sowohl in NRW, als auch bundesweit. Dies ist komplett weggefallen und wurde durch Videokonferenzen ersetzt. Mein Büro wurde überwiegend ins Home-Office verlegt. Diese Form der Arbeit habe ich auf Dauer als belastend erlebt. Der direkte Kontakt zu KollegeInnen fehlte und konnte auch nicht zu 100% über digitale Formate ausgeglichen werden. Mein Arbeitsalltag hat sich insoweit auch langfristig verändert, dass weiterhin ca. die Hälfte der Besprechungen digital stattfindet und genauer überlegt wird, ob eine Reise notwendig und sinnvoll ist.

Die viele Zeit zuhause hat mich nochmal innehalten lassen. Viele Dinge wurden plötzlich bewusster wahrgenommen und Kleinigkeiten anders wertgeschätzt. Da wir einen großen Garten haben, konnten wir viel Zeit draußen verbringen und der Kontakt zu den Nachbarn hat sich über den Gartenzaun intensiviert.

Da meine im selben Haus wohnenden Eltern mit ihren Mitte achtzig zur Risikogruppe gehören, haben wir uns auch deswegen zumindest zu Beginn nochmal anders eingeschränkt. Erst als sie geimpft waren entspannte es sich.

Gefehlt haben spontane Treffen mit Freunden, Chorproben, Konzerte, Theater etc. Die Treffen mussten sorgfältig geplant und abgesprochen werden. Da ist der ein oder andere Kontakt ein wenig eingeschlafen. Außerdem gab es Kontakte, die sich plötzlich sehr schwierig gestalteten, da die Meinungen über und der Umgang mit Covid auseinandergingen. Da wird die Zeit zeigen, ob die Beziehung trotzdem noch tragfähig ist.
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Anja Weidner

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Was die Corona-Pandemie und der damit verbundene Lockdown für mich bedeutete und welche Auswirkungen diese neue Situation auf mein Leben hatte und hat, wird mir erst jetzt, im Nachhinein, bewusst.

Insbesondere versetzt mich der Song "Jerusalema" von Master KG in die Stimmung des ersten Lockdowns zurück. Da hatte ich kurzzeitig das Gefühl einer weltweiten Verbundenheit, hervorgerufen durch die YouTube Spots so vieler Menschen, insbesondere der helfenden Berufe. Es war für mich ein Zeichen der Hoffnung, des Zusammenhalts und der Kraft, auch diese Situation gemeinsam zu schaffen.

Diese mitunter so aufwendig und liebevoll produzierten Spots sind für mich weiterhin ein Zeichen der Hoffnung, der Freude und von Optimismus. Sie geben mir heute noch Mut und Zuversicht.

Denn jetzt, wo wieder ein gewisser altbekannter Alltag eintritt, merke ich die Auswirkungen und persönlichen Veränderungen. Sei es ein komisches Gefühl bei Menschenansammlungen, vollen Geschäften oder die Konfrontation mit sog. Coronaleugnern und Impfgegnern. Da ist es einfach, sich in die Wohnung zurückzuziehen und dort zu bleiben. Das städtische Leben muss ich erst wieder lernen.

Positiv merke ich den behutsameren Umgang mit Ressourcen, nachhaltigeres Leben, das Hinterfragen von Konsum und das Erkennen wirklicher Bedürfnisse. Wie schön und spannend waren die Ausflüge in die nahe Umgebung, das Erwandern des Kölnpfades, die Erkundung der Kulturschätze in Lauf- und Radweite. Dieses Abenteuer geht auf jeden Fall weiter.

Ich finde es wichtig, die Auswirkungen und Einschränkungen der Pandemie nicht zu vergessen und das Leben gerade deswegen wieder zu genießen. Vielleicht anders oder hoffentlich auch anders. Denn einen Lerneffekt sollten die letzten 1,5 Jahre ja auch gehabt haben.

Wie schön war das erste Konzert in der Philharmonie, das erste Chorkonzert! Wie schön, Dinge wieder zum ersten Mal zu erleben.
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Andreas Babilon

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13. März 2020: Nach den tagesaktuellen Beschlüssen der Politik teile ich den Club-Kollegen mit, dass Präsenztreffen auf unabsehbare Zeit nicht stattfinden können und wir vorübergehend Zoom-Treffen und –Sitzungen haben werden.

März/April 2020: Nachdem klar ist, dass sich das Leben im Frühjahr und Sommer 2020 weitgehend zu Hause abspielen wird, entschließen wir uns zu einer Baumfällaktion und Terrassenerweiterung in Eigenregie und haben Glück, noch eine umfangreiche Materiallieferung mit einem Bauhaus-Sattelschlepper zu bekommen (u.a. Obi lieferte bereits nichts mehr an Kunden aus).

April 2020: Die akribisch geplante und maximal aufwändig durchorganisierte Russland-Konzertreise unseres KölnChors fällt aus – in der Folge bin ich mit der Geltendmachung der Erstattung von über 20.000 € Flugentgelten für die Chormitglieder ggü. Lufthansa befasst (die lassen sich Zeit, zahlen aber schließlich).

Mai 2020: Unsere lange geplante Reise zu den Passionsspielen Oberammergau fällt aus – die Passionsspiele finden nicht statt, sind auf 2022 verschoben.

Ende Juni/Anfang Juli 2020: Covid-19-Infektion unseres gesamten Haushalts – wochenlange Quarantäne, ich muss „kreativ“ werden, meinen Bürobetrieb aufrecht zu erhalten, Fristen zu wahren etc., da ich das Haus nicht verlassen darf.

Leichte Verläufe – aber erst vollständiger, später teilweiser Geschmacks- und Geruchsverlust, der auch gut ein Jahr später noch nicht ganz überwunden ist.

August/September 2020: Unsere Urlaubs-Schiffsreise zum Indian Summer nach Kanada und USA fällt aus – Einreisen nach Amerika finden nicht statt.

September 2020: Die ersatzweise gebuchte Urlaubs-Schiffsreise ins östliche Mittelmeer fällt aus – die Reedereien stellen den Kreuzfahrtbetrieb ein.

Ein Leben über das reine Überleben hinaus findet nicht mehr statt – kein Chorsingen mehr, keine Präsenztreffen mit Club-Freunden, keine privaten Treffen, kein Stadionbesuch, keine Konzert-/Opernbesuche, keine Restaurantbesuche.

Unsere Familien-Weihnachtsfeier bei den kranken Eltern findet nicht statt.

Mai/Juni 2021: unser gesamter Haushalt ist vollständig geimpft (BioNTech).

Frühjahr/Sommer 2021: Die Urlaubs-Schiffreise nach Norwegen-Island fällt aus.

Spätsommer 2021: Allmählich kristallisiert sich heraus, dass es – anders als in den uns umgebenden Ländern mit ähnlicher Pandemielage – in Deutschland vor Frühjahr ´22 keine umfassende Rückkehr zu einer „Normalität“ geben wird.
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Moni Roos-Wesemann Klaus Heuser

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Ach, Corona...
hat mich zunächst geängstigt, bin ja schon über 70. Mein Mann und ich haben zunächst beschlossen, höchst vorsichtig zu sein und haben uns ganz zurückgezogen. Seltsam war das - niemanden mehr zu treffen! Zum Glück haben wir viele hilfsbereite Nachbarn, die für uns eingekauft haben. Statt ins Museum zu gehen oder auf Ausstellungen und zu Konzerten sind wir in die Eifel gefahren zum Wandern, nur zu zweit. Wir kennen jetzt bald jedes Fleckchen dort! Direkte soziale Kontakte gab’s nur übern Gartenzaun und die Haustreppe. Allmählich dann durfte Besuch kommen in unseren Garten. Da saßen wir in dicken Jacken auf mit Schaffellen gepolsterten Gartenstühlen mit heißem Tee und konnten zusammen sein.

Wie gut, dass wir so viele Freund/innen haben - und das Telefon! Neu entdeckt haben wir das Radio: So viele interessante Sendungen! Und ein Sofa-Konzert hat auch seine guten Seiten! Statt zu verreisen, haben wir die vielen Reisen, die wir in unserm langen Leben schon gemacht haben, vors innere Auge geholt! In dieser Lockdown Zeit gab’s kaum Gelegenheit viel Geld auszugeben, da konnte ich jede Menge Bücher kaufen (und lesen!). Die Chorproben habe ich sehr vermisst, das lockere Plaudern in den Pausen... Stattdessen: "Einsingen um 9" im Internet, das war schon praktisch, weil jederzeit abrufbar. Der Tag war jedenfalls ganz gut ausgefüllt und Platz haben wir auch genug, um uns nicht gegenseitig auf den Nerv zu gehen! Für uns beide war es gut auszuhalten!

Traurig war nur, dass wir unsere Enkel nicht treffen konnten. Die beiden Berliner Enkel und die beiden Londoner Enkel, haben wir ein Jahr lang nicht gesehen! Die beiden Edinburgher Enkel habe ich zuletzt im Februar 2020 besucht. Ein Glück, dass es Facetime und Zoom gibt, so bleiben wir doch in Kontakt. Aber die Enkelkinder nicht herzen und drücken zu können und uns "in echt" zu sehen, das hat uns schon sehr gefehlt. Im Juni haben wir endlich die Berliner besuchen können und die Londoner wollen jetzt Mitte August nach Köln kommen - wir platzen fast vor Freude! Nur mit den Schotten wird es nichts mehr, da fängt, wo endlich die Quarantäne wegfällt, die Schule wieder an! Sehr schade! Ich muss bald hin! Aber wir sind doch alle gesund und unbeschadet durch die Pandemie gekommen, Gott sei Dank!

Fazit aus der Corona Zeit: Große Dankbarkeit, dass es uns nicht erwischt hat und wir es so gut haben, mit Haus und Garten, einschließlich des finanziellen Polsters, das wir als Pensionäre haben! Und Dank für so viele Freund/innen, die uns geholfen haben, diese schwierige Zeit zu überstehen!

Und jetzt werden wir soziale Kontakte noch viel mehr genießen!
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Inge Kahlix

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Ich habe die Corona-Zeit recht aktiv überstanden. Nach dem ersten Frust über all das, was nicht mehr möglich war, und das war viel, hab ich mich auf meine lange zurückliegende Arbeit als Übersetzerin besonnen und an die Freude beim Bearbeiten eines literarischen Textes.

Außerdem bin ich aktives Mitglied in einem Literaturverein in Rodenkirchen mit ca. 400 Mitgliedern. Mehrmals im Jahr bieten wir kulturelle Veranstaltungen in der Stadtteilbibliothek an, die natürlich alle ausfielen. So kam mir die Idee, die Mitglieder während der Corona- Zeit zu beschäftigen. Ein Rätsel war der Beginn. Über Monate hinweg, bis vor kurzem, boten ein guter Freund und ich wöchentlich einmal selbstgedrehte Videos und Texte zur Autorensuche an. Den Mitgliedern hat’s gefallen, ich war supergut beschäftigt, Corona hatte eine Lebensfreude geweckt.

Ich kann ansonsten wenig Negatives berichten, nichts, was andere nicht auch erlebt und gefühlt hätten.














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Renate Sauer

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Ich bin in der Coronazeit viele Tage mit Freundinnen in der Eifel in verschiedenen Regionen gewandert. Das war eine wohltuende Erfahrung. Zur Erinnerung habe ich digital kleine Fotoalben erstellt, was ich zunächst mühsam erlernen musste. Eine neue Entdeckung waren Podcast Plattformen. Ich habe noch nie soviel gelesen wie unter Corona. Die Tage brauchten Struktur. Geblieben ist eine Verlangsamung des Lebens.

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Wilhelm Neusser

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Was mich an der Pandemie-Erfahrung besonders beeindruckt, ist das Nebeneinander verschiedener Realitäten. Ich meine nicht die berüchtigten „alternativen Fakten“ aus Politik und Medien, sondern das Nebeneinander von Innen- und Außensicht, von privatem, nationalem und globalem Kosmos. Das Nebeneinander von Zahlen, die mich ganz konkret betreffen (max. 3 Kunden im Laden) und wesentlich größeren und abstrakteren Werten (40.000 Neuinfektionen in 24 Stunden).

Auf der einen Seite hören wir unterschiedlichste Erzählungen persönlicher und menschlicher Schicksale - traurig, berührend, ermutigend. Und auf der anderen Seite vernehmen wir die Sprache der Wissenschaft, also Statistiken und Daten, mit denen Gesundheitsministerium und Robert Koch-Institut die pandemische Entwicklung verfolgen, analysieren und vorherzusagen versuchen. Diese Sprachen erscheinen mir sehr verschieden und doch sprechen sie alle über dieselbe Erfahrung. Sie sind eben keine Alternativen, sie sind unterschiedliche Perspektiven auf dieselbe Sache.

Es hat viel Kraft gekostet, diese vielfältigen Informationen und Meinungen kontinuierlich miteinander abzugleichen und auch nebeneinander stehen zu lassen, wenn sie unvereinbar schienen. Das brauchte und braucht viel Geduld, Toleranz und Respekt.
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Übersicht
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Kapitel 1 Christoph Seelbach: Corona-Geschichten

Corona-Geschichten

Kapitel 3 Rüdiger Kurtz

Nudeln, Mehl, Klopapier

Kapitel 6 Eva-Marie Seib-Pfeiffer

Ein Erlebnis, das mich geprägt hat

Kapitel 7 Daniela Graß

Corona als Chance

Kapitel 8 Angela von der Heiden

Corona… wurde zum Lebensgefühl

Kapitel 9 Nadine Balbeisi

Jetzt ist alles gut

Kapitel 13 Susanne Galonska

Corona schlich sich leise in mein Leben

Kapitel 15 Stefan Roller-Aßfalg

Verschoben

Kapitel 17 Cordula Seib

Ich küsse sie trotzdem

Kapitel 19 Anke Kamphausen, Sozialpädagogin

Ich habe die "Highlights" im Leben sehr vermisst

Kapitel 20 Agnes Lipka

Ein Jahr

Kapitel 21 Stephan Förster

Schlimm ist es für die Kinder

Kapitel 22 Henrik Blass

Das Möbelhaus blieb dunkel

Kapitel 23 John Sykes

Nicht alles war schlecht

Kapitel 24 Birgit Weber

Schön wäre etwas Normalität

Kapitel 26 Marijke Akkerman

Und ich habe geschwiegen

Kapitel 29 Margit Salzmann

Zu vieles lockt

Kapitel 30 Andreas Flader-Salzmann

Wir gingen zwei Wochen in freiwillige Quarantäne

Kapitel 31 Barbara Maubach

Es gab auch schmerzliche Verluste

Kapitel 34 Andreas Babilon

Wie ich die Covid-19-Pandemie erlebe

Kapitel 38 Wilhelm Neusser

Realitäten

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