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Die Papierfabrik Zanders

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Einleitung

Die Fotos und erläuternden Texte, die Sie auf den folgenden Seiten sehen, sind das Ergebnis eines Projektes, das ich mir im Rahmen des Künstlerstipendiums NRW 2022 gewählt habe. Die Idee: Ich wollte mich auf die Spurensuche von den Menschen begeben, die hier „auf Zanders“ einmal gearbeitet haben und diese fotografisch dokumentieren.

Seit 2021 wird bei Zanders in Bergisch Gladbach kein Papier mehr produziert. Nach der endgültigen Insolvenz im Mai 2021 wurden auch die letzten 300 von einstmals 2.500 Mitarbeitern entlassen. Eine über 400jährige Tradition der Papierproduktion an der Strunde endete dann doch nach langem Aufbäumen sehr plötzlich. So plötzlich, dass manch ein Mitarbeiter nicht mal mehr seinen Schreibtisch oder Spint räumen konnte.
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Die allermeisten Gebäude auf dem 37 ha großen Areal stehen heute verwaist und leer da, der Putz bröckelt von den Wänden, dicker Staub liegt auf den Böden, Fenster und Türen sind zugewachsen. Einige sind besenrein geräumt, in anderen ist der Insolvenzverwalter noch damit beschäftigt, Verwertbares zu sichten und abzutransportieren, um es zu verkaufen. Einzelne Räume sehen so aus, als würden die Kollegen gleich aus der Pause kommen und sich wieder an den Schreibtisch setzen.

Aber das Firmengelände ist bei weitem kein „Lost Place“. Ein Pförtner kontrolliert nach wie vor den Einlass, LKW fahren ein und aus, Männer im Blaumann laufen durch die Straßen, man hört Lärm von irgendwoher, das repräsentative Verwaltungsgebäude im Neobarock steht so schmuck da wie schon immer. Fast scheint es so, als wäre alles wie früher.
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Doch der Schein trügt. Es ist eine Phase des Übergangs. Die Papierfabrik Zanders hat bereits aufgehört zu existieren. Und doch hat die Metamorphose - in was auch immer - gerade erst begonnen. Noch ist nicht klar, was mit dem riesigen Gebiet passieren wird. Es gibt eine Planungsgruppe Zanders, die sich die städteplanerische Entwicklung des Areals zur Aufgabe gemacht hat. Sie ist innerhalb der Stadtverwaltung angesiedelt, denn die Stadt Bergisch Gladbach hat in weiser Voraussicht das gesamte Gelände schon vor einigen Jahre gekauft. Ursprünglich, um die Papierfabrik und damit die Arbeitsplätze zu retten. Doch das hat nicht funktioniert, und so ist die Stadt nun in der komfortablen Situation, dass ihr das 37 ha große Areal mitten in der Stadt bereits gehört. Man kann in aller Ruhe planen und überlegen, was damit geschehen soll.
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Was mich an diesem Fotoprojekt jedoch interessiert hat, das sind die Überbleibsel der Papierfabrik Zanders. Es wäre doch spannend, wenn man in der Zeit zurückreisen könnte, zu den Anfängen der Papierproduktion an der Strunde ins Jahr 1596. Sich angucken, wie Gohrsmühle und Schnabelsmühle damals aussahen und wie die Menschen dort gelebt und Papier von Hand hergestellt haben. Und weiter ins Jahr 1829, als Johann Wilhelm Zanders die Papierfabrik J.W. Zanders gründete. Aber vor allem in die Zeit der Industrialisierung, als Papiermaschinen die Produktion übernahmen, ein eigenes Kraftwerk Dampf und Elektrizität erzeugte und  das Unternehmen ans Eisenbahnnetz angeschlossen wurde. Die Gebäude, die in dieser Phase der Expansion errichtet wurden, sind heute noch immer als „Urzelle“ vorhanden, stehen z.T. unter Denkmalschutz und sind somit auch diejenigen Gebäude, die eine Transformation überleben werden.

Aber Zeitreisen gibt es nicht. Und so bin ich mit Sicherheitsschuhen, Warnweste, Taschenlampe und Fotoausrüstung durch die alten Gemäuer gestreift und habe mir versucht vorzustellen, wie es wohl früher ausgesehen hat, als hier noch Papier produziert wurde. Ich habe Hallen gesehen, die im Inneren aussehen wie in einem Museum, mit großen Bottichen, Gerätschaften oder Maschinen. Und auch leere Gebäude oder Räume, bei denen man viel Fantasie aufbringen muss, um sich vorzustellen, was hier einmal gemacht oder hergestellt wurde. Aber auch Räume, die aussehen, als würde hier noch gearbeitet. Davon aber später mehr.
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Die Papierfabrik Zanders gehörte zu Bergisch Gladbach wie der Dom zu Köln. Das traditionsreiche Unternehmen, das als Gohrsmühle bereits 1596 an der Strunde in Betrieb ging und seit 1829 über Generationen hinweg von der erfolgreichen Unternehmerfamilie Zanders geführt worden war, hatte in seinen besten Zeiten 3.500 Beschäftigte und gehörte weltweit zu den big playern bei der Herstellung von Feinpapieren. Man war Marktführer, die Marke Chromolux war seit Einführung 1956 ein Verkaufsschlager, speziell in der Werbe- und Verpackungsindustrie. Sogar Königshäuser und Sultane bestellten bei Zanders ihr Papier und ließen es mit ihren eigenen Wasserzeichen versehen.

Jeder Bergisch Gladbacher kannte Zanders und viele hatten direkt oder indirekt mit der Papierfabrik zu tun oder arbeiteten dort. Zanders war größter Arbeitgeber in Bergisch Gladbach und in den 1960er Jahren mit  200 Mio. DM Jahresumsatz der größte Steuerzahler. Noch in den 1980er Jahren blieb die Zahl der Beschäftigten hoch und man produzierte jährlich 200.000 Tonnen Papier. Nicht zuletzt die zentrale Lage des Werks Gohrsmühle mitten in der Bergisch Gladbacher Innenstadt, nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt, machte das bis auf eine Fläche von 37 ha gewachsene Industrieareal zu etwas einzigartigem. Die beiden großen Schornsteine sind von fast überall in der Stadt gut zu sehen.

Natürlich hatte Zanders auch Krisen zu meistern, aber es überstand beide Weltkriege, expandierte durch den Zukauf weiterer Mühlen im Umland und ging schließlich 1983 als Aktiengesellschaft an die Börse. Dieser Schritt war notwendig geworden, weil dringend frisches Geld für anstehende Investitionen gebraucht wurde. Für eine neue und moderne Papiermaschine, ein neues Kraftwerk und eine neue Streichmaschine wurde ein Kapitalbedarf von 1 Milliarde DM errechnet.

Mitten in die Umsetzung dieser Projekte platzte 1989 die Nachricht, dass sich die Familie Zanders, die 51% der Stammaktien hielt, aus dem Unternehmen zurückgezogen und das gesamte Vermögen, einschließlich der Immobilien und Rechte an die International Paper Company, New York (IP) verkauft hatte. Ein Schock für Geschäftsführung und Mitarbeiter, die vollkommen ahnungslos waren, wie auch für die Stadt. Der Name Zanders blieb zwar bestehen – und es gab keinen Zweifel, dass der neue Eigentümer beim Kauf hauptsächlich an diesem Namen interessiert war – doch die Ära des Familienunternehmens war nun nach 160 Jahren Geschichte.

Mit dem Rückzug der Familie Zanders begann der Niedergang des Unternehmens. Die Zahlen wurden schlechter, Rohstoffpreise stiegen, Überkapazitäten ließen die Preise in den Keller sinken, Stellen mussten abgebaut werden. Im Jahr 2000 verkaufte International Paper ihre Anteile weiter an die finnische Metsä-Serla Corporation, die sich 2001 in M-real Corporation umbenannte. 2002 wurde das Unternehmen von der Börse genommen und unter dem Namen „M-real Zanders“ als GmbH weitergeführt. Aber die wirtschaftliche Lage bessert sich nicht. Die Produktion musste reduziert und weitere Beschäftigte entlassen werden.

2015 wurde Zanders noch einmal verkauft, diesmal an den Münchner Finanzinvestor Mutares AG, der den Betrieb unter dem Namen „Zanders GmbH“ innerhalb von fünf Jahren umstrukturieren wollte. Das gelang jedoch nicht und Mutares stellte 2018 einen Insolvenzantrag. Noch einmal wurde Zanders im Dezember 2018 an eine skandinavische Investorengruppe verkauft. Bis auf 300 wurden alle Mitarbeiter entlassen. Die letzte Insolvenz folgte drei Jahre später. Nach knapp 200jähriger Geschichte wurde die Papierproduktion am Standort Gohrsmühle zum 1. Mai 2021 eingestellt und die letzten 350 Beschäftigten verloren ihre Anstellung.
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Die Ursprünge von Zanders gehen auf die Schnabelsmühle zurück, die schon 1582 an der Strunde in Bergisch Gladbach Papier produzierte. Der junge Düsseldorfer Forstbeamte Johann Wilhelm Zanders übernahm 1820 mit einem Kompagnon die Mühle. Als der jedoch 1829 starb, übernahm Zanders die Papierfabrik unter dem Firmennamen J. W. Zanders als alleiniger Eigentümer. Hier beginnt die Geschichte des Unternehmens.

Nicht jedoch die Schnabelsmühle, sondern die benachbarte Gohrsmühle wird zum neuen Hauptstandort des aufstrebenden Familienunternehmens. Diese hat bereits eine wechselvolle Vergangenheit hinter sich. Ihren Namen bekam sie von der Familie von Gohr, die von 1654 bis 1731 die Papiermühle betrieb. Durch Heirat kam die Mühle in den Besitz der Familie Fues, brannte 1796 bis auf die Grundmauern ab und konnte nur mit allergrößter Mühe durch Gerhard Jakob Fues wieder aufgebaut werden. 1852 bestand die Gohrsmühle nur aus der Mühle, einem Wohnhaus und einem Produktionsgebäude. Immerhin gab es seit 1845 bereits eine Papiermaschine. Dennoch geriet die Mühle in finanzielle Schieflage und musste verkauft werden. Carl Richard Zanders, der Sohn des Firmengründers J. W. Zanders, pachtete sie 1865 zunächst und kaufte sie dann 3 Jahre später. Zu dieser Zeit gab es dort neben einer kleinen Papiermaschine einen von einer Dampfmaschine angetriebenen Holländer mit einer Füllmenge von etwa 50 Kg sowie drei kleinere mit einer Füllmenge von je 20 Kg. Zanders ließ das Werk jedoch noch im gleichen Jahr umbauen und die Kapazität erhöhen.

Nach dem frühen Tod von Carl Richard Zanders übernahm seine Frau Maria mit 31 Jahren die Leitung des Unternehmens, das kräftig wuchs. 1876 kaufte sie die rund 2 Km entfernte Papiermühle Dombach hinzu. Insgesamt arbeiteten nun 540 Arbeiter in der Firma und produzierten jährlich 1550 Tonnen Papier.

Von 1880 bis ca. 1900 wurde dann die Urzelle der Papierfabrik Gohrsmühle errichtet. Ein Ensemble aus mehreren Gebäuden für die einzelnen Produktionsschritte, angelegt gleich einem Atrium um einen Innenhof herum. In einem zweiten Bauabschnitt kamen ein Kraftwerk und ein Schornstein hinzu, und in einem letzten der Kalandersaal, das Sortiersaalgebäude und die Zentral-Werkstatt.

Die vorherigen Mühlengebäude waren wie früher üblich in Fachwerkbauweise errichtet worden. Das war damals sehr beliebt, weil es billiger war als massiv gemauerte Bauten. Außerdem konnte man Fabrikationsgebäude dadurch leichter umbauen und den sich sehr schnell verändernden Produktionstechniken anpassen. Das Wohnhaus der Gohrsmühle beispielsweise wurde kurzerhand abgetragen und an anderer Stelle wieder aufgebaut. Das alte Mühlengebäude jedoch wurde abgerissen und musste den neuen Produktionsstätten weichen, die mit ihren aus Ziegelsteinen gemauerten Außenwänden der zu jener Zeit typischen Formensprache gründerzeitlicher Architektur entsprachen.

Diese Urzelle ist heute, wenn z.T. auch stark umgebaut, erweitert und überformt, immer noch erhalten und unter Denkmalschutz gestellt. Deshalb wird sie wohl auch mögliche Stadtentwicklungsprozesse überstehen. In welcher Art und Weise, das wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Ihr galt deshalb auch mein eigentliches Interesse bei diesem Projekt. Und so werde ich im Folgenden die Gebäude jeweils auch einzeln beschreiben.
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Die ehemalige Kraftzentrale der Papierfabrik wurde 1898 errichtet. In dem eingeschossigen mit einem Satteldach abgedeckten Bau befanden sich zwei Dampfmaschinen, die mit dem Dampf aus vier Kesseln insgesamt 1000 PS erzeugten. Die eine der Maschinen trieb direkt die Holländer und Kollergänge an, während die andere über eine Dynamomaschine den Strom für die übrigen Arbeitsmaschinen der Fabrik erzeugte.

Natürlich reichte irgendwann die produzierte Strommenge nicht mehr aus und es wurde an anderer Stelle auf dem Werksgelände ein neues, leistungsfähigeres Kraftwerk gebaut. Die alten Dampfmaschinen wurden nicht mehr benötigt und damit verlor auch das Maschinenhaus an Bedeutung. Die Maschinen wurden abgebaut und das Gebäude anderweitig genutzt. Zunächst als Abstellraum für Elektromotoren und andere Gerätschaften, ab 1983 dann als Werksmuseum, in dem verschiedene Ausstellungsstücke aus der Papierproduktion vergangener Zeiten ihren Platz fanden. Nach der Eröffnung des Papiermuseums in der nicht weit entfernten ehemaligen Papierfabrik „Alte Dombach“ durch den LVR wurde das Maschinenhaus wieder als Lager genutzt. Heute finden dort vor allem Veranstaltungen und Präsentationen statt und es dient als Startpunkt für Werksführungen.
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Das Gebäude der Bleicherei wurde 1880 errichtet und 1899 noch einmal erhöht und mit einem neuen Dach versehen. In der oberen Etage waren über die gesamte Länge holländerartige Bleichbehälter aufgestellt, in denen der Papierbrei durch die Zugabe von Chlor oder Chlorkalk gebleicht wurde. In dem 1902 nachträglich hinzugefügten eingeschossigen Anbau war zuletzt die Füllstoffzentrale und die Leimküche untergebracht.
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Der Holländersaal wurde wie die benachbarte Bleicherei ebenfalls 1888 errichtet. Seinen Namen erhielt er durch die darin aufgestellten Holländer, Maschinen, mit denen Lumpen, Zellstoff, Holzstoffe und Altpapier zerkleinert und zerfasert wurden. In den wannenförmigen und mit Messerwalzen ausgestatteten Trögen wurden die Fasern durch Zugabe von Wasser weiter gemahlen und es konnten Zusatzstoffe beigemischt werden. Am Ende des Prozesses stand schließlich der Papierbrei, mit dem die Papiermaschinen befüllt wurden.

Holländische Papiermacher hatten diese Methode der Faseraufbereitung um 1670 erfunden. Sie ersetzte die bis dahin eingesetzten Stampfwerke, was zu einer enormen Leistungssteigerung bei deutlich geringerem Energiebedarf führte.

Der Beruf des Holländermüllers wurde immer anspruchsvoller. Er war zuständig für die exakte Mischung von Faserstoffen, Füllstoffen, Farb- und Hilfsstoffen in den Holländern. Die Zusammensetzung wurde ihm auf Holländerzetteln vorgeschrieben, zusammen mit weiteren Angaben zum herzustellenden Papier, unter anderem: Papiersorte, Farbe, Glätte und Mahlungsgrad der Fasern.

Im Innern des Holländersaals kommt man sich fast ein bisschen vor wie in einer anderen Zeit. Beinahe die gesamte Produktionseinrichtung ist erhalten geblieben und es sieht aus wie in einem verstaubten Museum. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass Holländer erst ab etwa 1960 allmählich außer Gebrauch kamen.
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In diesem dreigeschossigen Gebäude aus dem Jahr 1898 standen die beiden von der Firma Voith in Heidenheim gebauten Papiermaschinen PM 4 und PM 5. Die PM 4  wurde ein Jahr nach der PM 5 für 352.000 Reichsmark angeschafft und beide waren erst die zweite und dritte Maschine, die die Firma Voith überhaupt auslieferte.

Die PM 5 wurde schon 1965 außer Betrieb gestellt und abgebaut. Doch die PM 4 war tatsächlich 102 Jahre in Betrieb, hat also noch bis 1991 Papier produziert, 200.000 Tonnen über ihre gesamte Lebenszeit. Mit 40 Metern Länge und 5 Metern Höhe hatte sie beeindruckende Ausmaße. Sie hatte eine Siebbreite von1,65 Metern und eine Produktionsgeschwindigkeit von 20-70 Metern pro Minute.

Die lange Betriebsdauer der PM 4 von über 100 Jahren war natürlich nur möglich, weil sie im Laufe der Jahre immer wieder modernisiert und umgebaut wurde. Die Maschine, die dann 1991 ausgebaut und im Papiermuseum „Alte Dombach“ als Museumsstück wieder aufgebaut wurde, ist die älteste noch vorhandene Papiermaschine der traditionsreichen Firma Voith. Die Produktionshalle wurde nach 1991 nur noch als Papier- und Materiallager genutzt.
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Das ursprüngliche Werkstattgebäude wurde 1880 errichtet und später durch An- und Umbauten zur Zentralwerkstatt erweitert. Durch die Anschaffung der großen Papiermaschinen ab 1888 im Werk wurde eine viel größere und modernere mechanische und elektrische Reparaturwerkstatt notwendig. Hier waren fast alle handwerklichen Berufe wie auch Spezialisten für die Papierproduktion vertreten.

Das Gebäude war ursprünglich in U-Form um einen Innenhof angelegt. Bereits bis 1910 hatte man diesen Innenhof überbaut und mit einer Außenfassade versehen, so dass er ebenfalls als Werkstatt genutzt werden konnte. Noch heute stehen dort zwei alte Drehbänke, die bis zuletzt zur Bearbeitung von Walzen genutzt wurden. Hier sieht es tatsächlich heute noch so aus, als wären die Mitarbeiter nur gerade mal eben in die Pause gegangen.

Durch das große Schiebetor hatte auch die werkseigene Schmalspurbahn Zufahrt zum Gebäude. An den hinteren Teil der Werkstatt schloss sich eine Halle an, die 1937 noch einmal um 15 Meter verlängert wurde. Der Raum reichte nicht mehr aus und es sollten Aufenthalts- und Waschräume für die Belegschaft hinzukommen. Einige Innenwände und Teile des Daches mussten hierfür abgebrochen werden und durch ein neues mit einer Fachwerkträgerkonstruktion aus Holz und einem aufgesetzten dreieckigen Lichtband ersetzt werden. Diese Halle wurde hauptsächlich als Walzenlager genutzt.
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Ein Kalander ist ein System aus mehreren aufeinander angeordneten beheizten und polierten Walzen aus Stahl, durch deren Spalten die Papierbahnen hindurchgeführt wurden. Das Papier verlor dadurch seine Restfeuchte und erhielt durch den Druck der Walzen eine abschließende Oberflächeneigenschaft wie Glättung oder Glanz.

Das Gebäude, in dem diese Kalander aufgestellt waren, wurde 1888 als zweieinhalbgeschossiger Baukörper errichtet und steht heute ebenfalls unter Denkmalschutz. Von den großen Maschinen ist schon lange nichts mehr zu sehen. Der große dreischiffige Saal wurde nach dem Entfernen der Kalander als Lager genutzt und steht heute vollkommen leer da.

Die darüberliegende ebenfalls dreischiffigen Etage wurde durch Zwischenwände neu aufgeteilt und hatte verschiedene Funktionen. Unter anderem war hier die werkseigene Druckerei untergebracht.
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Das Sortiersaalgebäude wurde 1894 als großer viergeschossiger Industriebau errichtet. Auffällig sind die großen Fenster, die notwendig waren, damit möglichst viel Licht hineinfällt. Offenbar war jedoch zu viel direkte Sonneneinstrahlung auch nicht von Vorteil, denn jedes der Fenster ist mit einem großen hellen Vorhang versehen, der direktes Sonnenlicht abhält, aber den Raum nicht verdunkelt. Hier arbeiteten bis zu 140 Frauen als Sortiererinnen und begutachteten jeden einzelnen Papierbogen auf seine Qualität.

Bis 1912 war in der dritten Etage noch die Kunstdruckstreicherei untergebracht. In den letzten Jahren wurde das Erdgeschoss mit der vorgebauten LKW-Laderampe hauptsächlich als Palettentransportbereich genutzt und die übrigen Geschosse als Lager. Heute ist das Gebäude größtenteils geräumt.
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Die Papierfabrik Zanders war um die Jahrhundertwende zu einem sehr erfolgreichen und bedeutenden Unternehmen geworden, und so stieg natürlich auch ein gewisses Repräsentationsbedürfnis der Unternehmerfamilie Zanders. Deshalb begannen 1896 die Planungen für ein neues Verwaltungsgebäude, das dann 1904 zusammen mit einem unmittelbar angrenzenden Pförtnergebäude im Stil des Neobarock errichtet wurde.

Interessanterweise folgt das Gebäude nicht mehr der rechtwinkligen Ausrichtung zu allen anderen Fabrikgebäuden, sondern wendet sich stattdessen mit seiner Hauptfassade dem Kopfbahnhof von Bergisch Gladbach zu. Beide Gebäude wurden durch eine 300 Meter lange grüne Allee aus Ahornbäumen miteinander verbunden, so dass man nun als Besucher vom Bahnhof direkt zum Fabrikeingang mit seinem neuen, repräsentativen Entré geführt wurde.

Der U-förmig angelegte neunachsige Bau besteht aus einem zur Hälfte über der Erde angelegten Souterrain, zwei Vollgeschossen und einem großen Mansarddach. In Hochparterre lagen die Büros der Firmeninhaber mit einem großen Konferenzsaal in der Mittelachse. Im ersten Obergeschoss gab es weitere Büros, einen Mustersaal mit angeschlossener Druckerei sowie Labore für die Qualitätssicherung und die Entwicklung neuer Papiere. Im Souterrain befand sich ganz der Firmenphilosophie entsprechend eine Badeanstalt, die die Arbeiter und Angestellten kostenlos nutzen konnten, genauso wie sie übrigens auch den Betriebsarzt im gegenüberliegenden Pförtnerhaus kostenlos aufsuchen konnten.

Dem einem barocken Stadtpalais gleichenden Verwaltungsgebäude wurden in den folgenden Jahren weitere Gebäudeteile hinzugefügt, zuletzt 1986. Dem repräsentativen Eindruck hat dies jedoch kaum geschadet, denn der zweigeschossige Anbau von 1965 links neben dem Altbau ist in der parkähnlichen Anlage mit hohem altem Baumbestand kaum zu erkennen. Und der dreigeschossige Anbau von 1986 liegt auf der Rückseite des Altbaus, ist also von diesem verdeckt und nur von der Seite aus zu sehen. Einzig das mit den Jahrzehnten die gesamte Fassade überwuchernde Efeu hat dem Gebäude viel von seiner barocken Pracht genommen. Als sich 2018 Teile des Efeubewuchses aus Altersgründen lösten, entfernte man auch das übrige Efeu, so dass die Fassade nun wieder in seiner ursprünglichen Form freiliegt.
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Zanders hatte sich inzwischen zu einem sehr erfolgreichen Unternehmen mit vier produzierenden Papiermaschinen entwickelt. Deshalb mussten auch die Kapazitäten der Lagerhaltung erweitert werden. Hierzu wurde im Jahr 1911/12 direkt neben dem Sortiersaalgebäude ein 80 Meter langes und sieben Etagen hohes Lagerhochhaus gebaut, ein echter hochbaulicher Höhepunkt für diese Zeit. Dieser bedeutete gleichzeitig auch eine Abkehr von der historisierenden Architektur der vergangenen Jahrzehnte hin zu einer neuen Sachlichkeit mit schlichter, reduzierter Formensprache. In seinen Ausmaßen war diese Fabrikerweiterung allerdings ein spektakulärer Wurf.
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1929 feierte Zanders sein 100jähriges Firmenjubiläum und im gleichen Jahr trat Dr. Johann Wilhelm Zanders, der älteste Sohn von Hans Wilhelm Zanders, mit nur 30 Jahren in die Firmenleitung ein. Innerhalb nur eines Jahres schaffte er die Voraussetzungen, um ein neues Kraftwerk zu bauen. Dies war dringend notwendig geworden, um den stetig wachsenden Energiebedarf sicherzustellen.

Das wohl Interessanteste am neuen Kraftwerk ist sein Architekt. Der ist nämlich kein geringerer als Dominikus Böhm, der zu den bedeutendsten Kirchenbaumeistern des 20. Jahrhunderts gehört. Sein Sohn Gottfried ist mindestens ebenso bekannt, wenn nicht bekannter, denn er war 1986 der erste Deutsche Architekt, der mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet wurde, dem sogenannten Oskar der Architektur. Er starb 2021 mit 101 Jahren in Köln.

Wie Dominikus Böhm an diesen Auftrag zum Bau des Zanders-Kraftwerks gekommen ist, kann man nicht genau nachvollziehen. Bekannt ist nur, dass sechs Architekten zur Auswahl standen und Böhm am Ende den Zuschlag bekam. Ungewöhnlich auch deshalb, weil er bis dahin noch keinen einzigen Industriebau entworfen hatte und zehn Jahre später auch nur noch zwei weiter hinzukamen. Die Liste der Sakralbauten dagegen ist kaum zu überblicken.

Leider lässt sich die architektonische Gestaltung des Kraftwerks heute nur noch schwer nachvollziehen. Zu stark ist die Sicht durch nachträglich außen angebrachte Verfahrenstechnik, Brücken mit Rohrleitungen und Kabelsträngen, eingeschränkt. Aber auf historischen Aufnahmen kann man gut erkennen, dass das Gebäude von einer technischen Nüchternheit geprägt war. Es ist die Architektur der „Neuen Sachlichkeit“, die sich in den 20er Jahren auch in der Industriearchitektur durchgesetzt hatte. Mit seiner großen vertikalen Fensterfront und dem rotbraunen Backstein ist dem Kraftwerk eine gewisse Ähnlichkeit zu Böhms Kirchenbauten nicht abzusprechen. Das Gleiche gilt für das Innere des Maschinenhauses mit seinen Turbinen. Auch hier sind zahlreiche Rohrleitungen und Aggregate hinzugekommen. Betrachtet man jedoch historische Aufnahmen mit den ursprünglichen Einbauten, dann macht der Raum einen beinahe sakralen Eindruck.
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In den 1960er und 1970er Jahren befand sich die Firma Zanders auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung. 1979 konnte man mit 3500 Mitarbeitern das 150jährige Firmenjubiläum feiern, davon ca. 2500 am Standort Gohrsmühle in Bergisch Gladbach und ca. 1000 am hinzugekauften Standort Düren.

Rückblickend war dies in Deutschland die große Zeit des öffentlichen und privaten Bauens. Auch in Bergisch Gladbach entstanden herausragende bauliche Zeugnisse bedeutender Architekten. So hat Gottfried Böhm hier allein vier bedeutende Bauten geschaffen, die dem Baustil des Brutalismus zuzuordnen sind. Das Rathaus von Bensberg ist wohl das bekannteste von ihnen.

Ganz anders verhielt es sich mit dem Industriebau in jener Zeit. Die Maschinen und Anlagen, die von den Gebäuden aufgenommen werden mussten, waren in der Regel so riesig und voluminös, dass die Hüllen dafür rein pragmatisch konzipierte Kuben waren. Gestaltung spielte keine Rolle, die äußere Erscheinung hatte sich den Großinvestitionen im Inneren unterzuordnen. Es entstanden riesige quadratische eckige Baukörper, bei denen man oft nicht mal erahnen konnte, was sich in ihrem Inneren verbarg.

So auch die Kraftwerkserweiterung von 1985, die wie viele Neubauten in jener Zeit in Stahlbauweise entstanden ist, mit einer Außenverkleidung aus mehrschaligem Trapezblech mit Dämmung. Die Flachdächer liegen auf Stahltrapezblechen auf. Im Inneren ist lediglich der Heizerstand aus einer Stahlbetonplatte hergestellt. Alle anderen Zwischenbühnen sind nur als Gitterrostkonstruktion ausgeführt. Fenster waren in der Regel nicht vorgesehen. Der Wartentrakt dagegen wurde in Stahlbetonbauweise ausgeführt. Neben der Schaltzentrale gab es hier Büro-, Sozial und Traforäume, und damit natürlich auch Fenster im Mauerwerk.
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Zum Abschluss möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bei der Planungsgruppe Zanders bedanken. Bei ihrem Leiter Udo Krause und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Sophie Korst, Marie Zorn, Eliška Kraus und Marco Pawlowski Mariano, die es mir ermöglicht haben, dieses Projekt umzusetzen. Die mich anfangs begleitet und mir Türen geöffnet haben. Die mich später auch alleine haben losziehen und fotografieren lassen. Herzlichen Dank dafür.

Dieses Projekt entstand im Rahmen des Künstlerstipendiums NRW 2022. Wer das Ergebnis meines Projektes „Corona-Geschichten“ aus dem Vorjahr, dem Künstlerstipendium NRW 2021 noch einmal sehen möchte, kann das hier tun:
https://christophseelbach.pageflow.io/corona-geschichten#319117      



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© an allen Fotos: Christoph Seelbach, Köln
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